Angesichts neuer Eigenkapitalanforderungen für Beteiligungen von Banken, warnt der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider vor einem „massiven Eigenkapitalverzehr“ der Sparkassen. Im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ hat Schneider folgende Modellrechnung für seinen Verband aufgestellt, der beispielsweise mit gut 40 Prozent an der Landesbank Baden-Württemberg beteiligt ist. „Bei einem Gesamtkapital unserer 53 Sparkassen von rund 15 Milliarden Euro würden aktuell rund vier Milliarden Euro abzugspflichtig – Kapital, das zur Unterlegung von Mittelstandskrediten nicht mehr zur Verfügung stehen würde“, sagte Schneider.
Hintergrund sind Pläne der Brüsseler Kommission, die derzeit verbindlich für alle EU-Mitgliedsstaaten die neuen Eigenkapitalnormen nach Basel III umsetzt. Werden diese verwirklicht, engen sich die Kreditspielräume der Sparkassen empfindlich ein. Konkret geht es dabei um die mittelbaren Beteiligungen, die die Sparkassen an ihren Verbundunternehmen wie Landesbanken, Versicherer und Bausparkassen häufig über ihre Regionalverbände halten. Diese müssen derzeit nicht mit Eigenkapital unterlegt werden. Pläne der EU-Kommission sehen vor, dass diese Beteiligungen den Sparkassen ab dem Jahr 2013 direkt zugerechnet und mit Kapital unterlegt werden sollen. Damit steht dieses Kapital dann für die Kreditvergabe nicht mehr zur Verfügung. Einschließlich der weiteren Belastungen, die Basel III ohnehin vorsieht – höhere Eigenkapitalunterlegung von Krediten, höhere Liquiditätsanforderungen – bestehe in Baden-Württemberg künftig die Gefahr, dass die Sparkassen künftig erst warten müssen, bis Kredite zurückgezahlt werden, um neue zu vergeben, sagte Schneider weiter. Bundesweit könnte die Unterlegungspflicht für Beteiligungen nach Berechnungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) ein Fünftel des Kernkapitals der Sparkassen oder zehn Milliarden Euro binden. Da Kredite künftig mit 10,5 Prozent Eigenkapital unterlegt werden müssen, stehe ein Kreditvergabepotenzial von mehr als 100 Milliarden Euro auf dem Spiel. „Es ist falsch, finanzwirtschaftliche Verbünde, die in der Krise stabilisierend gewirkt haben, durch regulatorische Maßnahmen bei der Kapitalanrechnung wesentliche Kreditspielräume zu nehmen“, schimpft DSGV-Präsident Heinrich Haasis. Nun hoffen die Sparkassen auf Rückendeckung aus Berlin.