Google, Amazon & Co.: So gelingt die Regulierung

Deutsches Forscherteam um Prof. Dr. Key Pousttchi sorgt mit systematischem Ansatz für Aufsehen

Wie sind Google, Facebook, Amazon oder Apple zu regulieren? Während Ende Februar in Paris über 4000 kluge Köpfe bei der UNESCO-Konferenz „Internet for Trust“ mögliche Lösungswege diskutieren, geben deutsche Wissenschaftler eine Antwort: Prof. Dr. Key Pousttchi, Gründer des wi-mobile Instituts für Digitale Transformation in Naumburg (Sachsen-Anhalt), hat mit seinem Team einen Methoden-Baukasten entwickelt, der die Probleme systematisiert und ihnen entsprechende Maßnahmen zuordnet.
„Politik und Regulatoren können keine Werkzeuge an die Hand gegeben werden, wenn nicht auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgeprobleme umfassend berücksichtigt sind“, sagt Pousttchi. Vor diesem Hintergrund hat er zusammen mit den Wissenschaftlern Dr. Alexander Gleiss und Konrad Degen den Weg der Systematisierung gewählt. Ein spannender und ingenieursmäßiger Ansatz, der zu einer Veröffentlichung im weltweit führenden Wirtschaftsinformatik-Magazin „Journal of Information Technology“ geführt hat. Und den Pousttchi auch der UNESCO zur Verfügung stellt – ist es für ihn doch ein Beitrag aus Europa für Europa: „Das Spiel gegen Apple, Google, Facebook, Amazon & Co. ist nicht allein mit Regulierung, sondern nur durch eigene Innovation zu gewinnen.“ Und: Es gehe längst um mehr als nur Soziale Medien oder Hass, Hetze und illegale Inhalte.
Drei Ursachen für Wirkungslosigkeit
Warum die Regulierung häufig nicht greift? Dafür machten die Forscher drei Gründe aus: „Der Zusammenhang von Ursache und Wirkung wird nicht berücksichtigt, verschiedene Problemklassen werden vermischt – und es wird häufig inkonsequent agiert.“ Um das zu vermeiden, systematisierte das Team um Prof. Dr. Key Pousttchi den Weg von der Ursache auf der digitalen Plattform bis zur Maßnahme der Regulierer. Dazu wurden eine Vielzahl von Fallstudien problematischer Wirkungen sowie internationaler Regulierungsansätze ausgewertet – mit dem Ziel, eine Art „Was-passiert-dann-Maschine“ zu bauen. Das betrifft Missbrauch durch Nutzer oder Dritte, der von Plattformen nicht unterbunden wird, ebenso wie problematisches Verhalten der Plattform selbst: Oft wird ein Monopol geschaffen, das dann auf Nachbarmärkte ausgedehnt wird und schließlich den Zugang zum Nutzer selbst monopolisieren kann. Was häufig übersehen wird: Die stärkste Macht liegt hierbei nicht in Sozialen Netzwerken und Online-Kaufhäusern, sondern in den Smartphone-Betriebssystemen.
Ob russische Desinformations-Kampagnen, die Speicherung von Ausweisdaten auf Smartphones oder der Live-Stream des Christchurch-Attentats: Die Systematisierung aller historischer Fallstudien hat 17 Problemklassen in sechs Gruppen ergeben, die durch Einzelmaßnahmen anzugehen sind. „Drei Problemklassen waren bei den regulierenden Instanzen selbst zu finden“, so Pousttchi: Nicht selten mangelt es an grenzüberschreitender Zusammenarbeit, werden Schlupflöcher gelassen oder Verstöße gar nicht erst sanktioniert. Per Abgleich mit Fallstudien der Regulierung aus dem nicht-digitalen Umfeld schafften die Forscher daraus eine Taxonomie, die zwei Vorteile gegenüber der bisherigen Vorgehensweise hat: Zum einen ordnet sie alle Fehlentwicklungen und Regulierungsmaßnahmen ein, zum anderen kann man mit ihr aber auch systematisch und zielgerichtet neue Regulierungen entwickeln. „Es reicht eben nicht aus, nur politische Absichtserklärungen in Gesetze zu gießen“, so Pousttchi. „Wir müssen zielgerichtet handeln.“
Abdruck honorarfrei, Beleg erbeten.

Zur Person

Prof. Dr. Key Pousttchi, Jahrgang 1970, ist Experte für Digitalisierung und digitale Transformation. Zu diesen Themen hat er über 20 Jahre an Universitäten im In- und Ausland geforscht, unter anderem als erster Universitätsprofessor für Digitalisierung und Inhaber des SAP-Stiftungslehrstuhls in Potsdam. Heute leitet er als Gründer das wi-mobile Instituts für Digitale Transformation in Naumburg (Sachsen-Anhalt) und ist als Autor und Speaker in Sachen Digitalisierung bundesweit unterwegs. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht eine ingenieurwissenschaftliche Herangehensweise, die sich aus seiner Wirtschaftsinformatik-Forschung ableitet. Das Institut wi-mobile setzt die Arbeit seines Lehrstuhls fort und bearbeitet auf neutraler wissenschaftlicher Grundlage technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen zur Digitalisierung.

Prof. Dr. Key Pousttchi ist ein gefragter Experte für Redaktionen, wenn es um Digitalisierung geht – unter den zahlreichen Veröffentlichungen in Medien des DACH-Raums finden sich unter anderem Auftritte in Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“, in der Tagesschau sowie Fachgespräche im öffentlich-rechtlichen Hörfunk.
Neben fundierten, auch herausfordernden Aussagen zur Digitalpolitik in Deutschland oder den Strategien von Apple, Google, Facebook oder Amazon liegt der Schwerpunkt seiner Expertisen auch auf Gebieten wie der Digitalen Transformation des Mittelstands, des Bildungswesens oder der Rolle der Frauen.

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Das wi-mobile Institut für Digitale Transformation steht in der Tradition der Forschungsgruppe wi-mobile („wi“ für Wirtschaftsinformatik, „mobile“ für Mobile Business als das heute marktbeherrschende Prinzip). Dieser Thinktank wurde bereits 2001 von Professor Dr. Key Pousttchi an der Universität Augsburg gegründet. Sein Ansatz: Wirtschaftsinformatiker im Geiste von Ingenieuren ausbilden, mit ihnen gemeinsam Digitalisierung erforschen und dieses Wissen auch der Wirtschaft zur Verfügung stellen.

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