Regierungsberater Mei: Chinesische Investoren stoßen in Europa noch auf zu viele Hürden

Chinesische Unternehmen sind an Investitionen in Europa interessiert, stoßen dort aber nach Ansicht des einflussreichen Deutschland-Experten Mei Zhaorong noch zu oft auf Vorbehalte. Es gebe Stimmen in Europa, die Angst vor einem Ausverkauf schüren, sagte Mei, der früher Pekings Botschafter in Deutschland war und heute als Direktor des Instituts für Weltentwicklung ein wichtiger Berater der chinesischen Regierung ist, dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). „Oder sie unterstellen, China investiere nur, um mehr politischen Einfluss zu bekommen und seine Wertvorstellungen zu installieren. Das ist nicht fair – und deshalb zögern die chinesischen Unternehmen.“

Die Volksrepublik habe vor 30 Jahren europäische Investoren mit offenen Armen empfangen und dabei einen größeren Einfluss des Westens in Kauf genommen. „Europäer sollten nun das Gleiche zulassen. Ich meine, dass Investitionen in beiderseitigem Interesse liegen“, sagte Wei. Erheblichen Anteil an der Verunsicherung chinesischer Investoren habe die Euro-Schuldenkrise, denn nicht einmal die europäischen Politiker wüssten ja, wie es weitergeht. China habe das nötige Geld, um im Ausland zu investieren. „Aber es kann sich nicht auf Abenteuer einlassen“, sagte Wei mit Blick auf erhoffte chinesische Investments in den Euro-Rettungsfonds EFSF. „Die Bevölkerung würde es der Regierung sehr übel nehmen, wenn sie Geld nach Europa überweisen würde, von dem nicht klar ist, ob sie es je mit Gewinn zurückbekommt.“ China habe nichts zu verschenken. „Das Investieren im Ausland müssen wir erst noch lernen“, sagte der Ex-Diplomat. Niemand müsse Angst haben, dass die Volksrepublik übermächtig werde, betone Wei: „Die Angst-Diskussion um China ist ja vor allem deswegen entstanden, weil Europa schlecht gewirtschaftet hat und nun in einer Finanzkrise steckt. Und nicht, weil China so mächtig ist. Die Europäer sollten die Schuld für das Dilemma nicht den anderen geben.“ Mei forderte die Europäer auf wirtschaftliche Hürden abzubauen. Viele erweckten den Eindruck, „als seien sie extra für China erfunden worden“.