Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat eine Diskussion über die Zukunft der Kirchensteuer angestoßen. Die Kirche könne „selbstverständlich“ auch ohne Kirchensteuern überleben, doch „man müsste dann diskutieren, welche Aufgaben für das Gemeinwesen die Kirche künftig nicht mehr schultern soll“, sagte Marx im Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Es wäre ja wirklich abenteuerlich, zu meinen, die katholische Kirche würde ohne Kirchensteuer untergehen“, so der Erzbischof von München und Freising, „dann müsste die Weltkirche ja längst untergegangen sein.“
Marx räumte ein, dass die Kirche durch ihre verlässliche finanzielle Ausstattung in Deutschland auch träge werden könne. „Vom Geld kann durchaus eine Gefährdung in diese Richtung ausgehen“, so der 58-Jährige. Doch „man kann als Mitglied der Kirche nicht sagen, ich gehöre dieser Gemeinschaft an, aber finanziell beteiligen will ich mich lieber nicht“. Er sei sich allerdings sicher, dass die Gläubigen ihre Kirche auch freiwillig unterstützen würden. Papst Benedikt XVI. hatte bei seinem Deutschlandbesuch vergangenen Herbst von der Kirche in Deutschland eine „Entweltlichung“ gefordert. Der Appell war in Teilen der Kirche als Kritik am deutschen Kirchensteuersystem verstanden worden, bei dem die staatlichen Finanzämter die Abgaben der Kirchenmitglieder direkt abführen.