Die Terrorzelle des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) hätte womöglich bereits im Januar 2007 auffliegen können. Wie der „Spiegel“ berichtet, stießen sächsische Polizisten damals zufällig auf das Versteck der Rechtsterroristen, die zu diesem Zeitpunkt bereits neun Morde verübt haben sollen. In dem Appartement über der Wohnung in Zwickau war es zu einem mutwillig verursachten Wasserschaden gekommen.
In der ebenfalls beschädigten Erdgeschosswohnung, so erzählten es Hausbewohner der Polizei, wohne eine „Lisa D.“, gemeinsam mit zwei Männern. Eine Person mit diesem Namen war unter der Adresse allerdings nicht gemeldet. Als die Polizei an der Wohnungstür klingelte, öffnete eine Frau, die zur Beschreibung der Nachbarn passte. Den Polizisten sagte sie jedoch, sie sei nicht „Lisa D.“ Lediglich ihr Spitzname sei „Lise“, in Wahrheit heiße sie „Susann E.“ und versorge hier nur die Katzen eines Bekannten. Die Polizei wollte sich den Wasserschaden ansehen, aber die Frau ließ sie nicht rein. Um den 10. Januar 2007 herum bestellten die Fahnder sie in die Polizeidirektion Südwestsachsen in Zwickau zur Vernehmung. Die Zeugin kam tatsächlich und ließ sich knapp 20 Minuten lang befragen. Dabei verstrickte sie sich in Widersprüche, doch die Beamten wurden nicht misstrauisch. Mehrfach sprach die Frau etwa von „unserer Wohnung“, obwohl sie zuvor erklärt hatte, gar nicht dort zu wohnen. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass die Zeugin in Wahrheit Beate Z. war, die in der Wohnung mit ihren Komplizen Uwe B. und Uwe M. lebte. Im Untergrund benutzte Beate Z. sowohl den Alias-Namen „Lisa D.“ als auch „Susann E.“. Die Unterschrift auf dem Vernehmungsprotokoll weicht überdies erheblich von der Signatur der real existierenden Susann E. ab, genau wie das angegebene Geburtsdatum. Auch die Telefonnummer, welche die Zeugin bei der Polizei nannte, konnte jetzt einem Handy zugeordnet werden, das damals von Beate Z. genutzt wurde. Im Januar 2007 waren die Vorwürfe gegen die untergetauchte Rechtsextremistin bereits verjährt, jahrelang war sie wegen Bombenbaus mit Fahndungsplakaten gesucht worden. Knapp dreieinhalb Monate nach der Vernehmung wurde in Heilbronn die Polizistin Michèle Kiesewetter erschossen – mutmaßlich von NSU-Terroristen.