Die langjährige ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, fordert bei der Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus in den Schulen völlig neue Ansätze. In einem Gastbeitrag für „Bild am Sonntag“ schreibt Knobloch. „Politiker und Pädagogen müssen jetzt neue Konzepte eines Geschichtsunterrichts ohne Vergangenheitsfixierung vorlegen. Denn die tötet das Interesse junger Menschen ab.“
Zur Begründung schrieb Knobloch: „Antisemitismus verbreitet sich bei uns stärker als im restlichen Westeuropa. Jeder fünfte unter 30-Jährige weiß mit dem Begriff „Auschwitz“ nichts anzufangen! Zwei Befunde, die gravierende Mängel der politischen Kultur und des Bildungssystems belegen. Ein Grund: Die Didaktik im Umgang mit dem Holocaust ist veraltert. Zeigefinger-Rhetorik und Schulddebatten vergraulen die Schüler. Ich fordere mehr Dialog und klügere Formen der Erinnerungskultur ohne routiniertes Gedenken.“ Junge Menschen müssten ihre Heimat lieben können: „Sie sollten stolz sein auf Deutschland, das sich in bemerkenswerter Weise seiner Geschichte gestellt hat und nur so diese starke und erfolgreiche Demokratie entwickeln konnte.“