Studie: Jobchancen für Ältere werden stark unterschätzt

Die Beschäftigungschancen älterer Menschen werden nach einer Studie der Arbeitgeberverbände stark unterschätzt. Tatsächlich hätten bereits heute rund 68 Prozent der verfügbaren Arbeitskräfte eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, heißt es in dem Papier der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), das dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe) vorliegt. „Die Behauptung, in dieser Altersgruppe habe nur jeder Vierte eine sozialversicherungspflichtige Arbeit, ist höchst irreführend“, schreibt die BDA. Der Studie zufolge stehen von insgesamt 4,6 Millionen Menschen in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen faktisch weniger als die Hälfte tatsächlich für eine sozialversicherungspflichtige Arbeit zur Verfügung.

„Insgesamt können und wollen höchstens rund 1,8 Millionen 60- bis 64-Jährige sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein.“ Und von diesen seien bereits mehr als 1,2 Millionen, also mehr als zwei Drittel, tatsächlich beschäftigt, heißt es in dem Papier. Die Bewertung der Arbeitsmarktsituation werde unter anderem dadurch verzerrt, dass die entsprechende Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) faktisch allein 500.000 ältere Selbstständige und Beamte als Interessenten für eine sozialversicherungspflichtige Stelle klassifiziere, so die Analyse. Weitere 1,6 Millionen 60- bis 64-Jährige stehen laut BDA für eine Beschäftigung beispielsweise deshalb nicht zur Verfügung, weil sie entweder freiwillig im vorgezogenen Ruhestand sind oder eine Erwerbsminderungsrente beziehen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) bestätigte dem „Handelsblatt“, dass die offizielle Statistik den Anteil der älteren Beschäftigten an der Gesamtbevölkerung in derselben Altersgruppe messe, unabhängig vom individuellen Status. Auf dieser Basis ermittelte die BA für Juni 2011 bei den 60- bis 64-Jährigen eine Beschäftigungsquote von 27,5 Prozent. Die Höhe der gemessenen Quote spielt eine wichtige Rolle in der Debatte über die Anhebung des Renteneintrittsalters. Die SPD hatte angekündigt, die Rente mit 67 so lange abzulehnen, wie die Beschäftigungsquote der 60- bis 64-Jährigen nicht auf mindestens 50 Prozent gestiegen sei.