Der HC Erlangen erkämpfte sich am Mittwochabend mit einer sensationellen Energieleistung den Derbysieg gegen den HSC 2000 Coburg. Mit 33:28 gewannen die Erlanger in der heimischen Arena Nürnberger Versicherung gegen die Gäste aus Oberfranken und sicherten sich so die nächsten wichtigen Punkte in der „stärksten Liga der Welt“. Erfolgsgaranten für den Derbysieg waren wie so häufig eine tadellose Einstellung, purer Wille und der nötige Kampfgeist des gesamten Teams auf dem Spielfeld. Bester Werfer der Erlanger war, der bis in die Haarspitzen motivierte Johannes Sellin, der neun Treffer zum Derby-Sieg beisteuerte.
Frankenderbys normalerweise in ausverkaufter ARENA
Derbys zwischen dem HC Erlangen und seinem Rivalen HSC 2000 Coburg schlagen in der Metropolregion Nürnberg für gewöhnlich große Wellen. Wo sonst Tausende Handballfans in die ARENA strömen, um ihr Team nach vorne zu peitschen, herrschte aufgrund der Corona-Pandemie am 33. Spieltag ungewöhnliche Ruhe. Doch die Not machte die Fans des HC Erlangen vor der Partie gegen Coburg erfinderisch. Mit einem emotionalen Video schickten die Anhänger des Erlanger Handballclubs im Vorfeld motivierende Worte an ihr Team, um so das letzte bisschen Energie aus den Schützlingen von HCE-Coach Michael Haaß heraus zu holen. Ein Schulterschluss in schwierigen Zeiten, der symbolisch für den starken Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft ist und der die verletzungsgeplagten Hausherren kurz vor Anpfiff bis aufs Mark motivierte. Dabei erwischten die Gäste den besseren Start ins Spiel. Nachdem Sebastian Firnhaber im ersten Erlanger Angriff nur den Pfosten traf, konnten sich die Hausherren sofort wieder den Ball erobern und das Erlanger Eigengewächs Christopher Bissel auf die Reise zur 1:0-Führung schicken. Florian Billek hätte es ihm kurz danach zwei Mal in Folge gleich machen können, scheiterte aber zwei Mal völlig frei am gut aufgelegten Martin Ziemer im Tor. Vor den Augen der verletzten Stammspieler Petter Overby, Klemen Ferlin, Steffen Fäth, Nikolai Link, Nico Büdel, Sime Ivic und Antonio Metzner kamen die Gäste durch Schröder zu ihrem ersten Treffer (2:1/6.). Die blutjunge Rückraumformation des HC Erlangen fand auch in den darauffolgenden Minuten immer wieder gute Möglichkeiten, sich durch die Coburger Abwehr zu arbeiten, doch konnte das Spielgerät drei Mal hintereinander nicht im Tor unterbringen, sodass der HSC in der 13. Minute mit 3:6 die Führung übernahm. In der Abwehr packten die Hausherren beherzt zu, doch die Angriffsreihen der Erlanger kamen zu Beginn noch nicht so richtig auf Betriebstemperatur. Nach der Auszeit von Michael Haaß konnte der HCE sich wieder sehenswert zum Kreis freispielen, aber das Wurfglück blieb dem HCE am 32. Spieltag zunächst verborgen. Sechs Minuten dauerte es, bis der HCE über Jeppsson zum 4:7 kam. In Unterzahl netzte Bissel aus der linken Ecke zum 6:9 (20.) ein und nach Ballgewinn in der Abwehr verkürzte Sellin per Tempogegenstoß zum 7:9. Das Team von Michael Haaß kämpfte in der Abwehr auch mit einem Mann weniger um jeden Zentimeter, sodass es ihnen erneut gelang, über Sellin zum 8:9-Anschlusstreffer zu kommen. Nach Auszeit von Mraz wiederholte sich das Spiel zum vierten Mal in Folge.
HCE war jetzt hellwach – Firnhaber bekam Rote Karte
Rechtsaußen Johannes Sellin, der bis in die Haarspitzen motiviert war, machte das schnelle Tor zum 9:9-Ausgleich. Beim Spielstand von 10:10 verlor der HC Erlangen seinen Abwehrchef und Nationalspieler Sebastian Firnhaber, der von den beiden Unparteiischen nach einem Foulspiel die direkte Rote Karte sah und sich ab diesem Moment das Spiel nur noch von den Rängen aus ansehen konnte. Ohne lange zu hadern, kämpften die Mittelfranken weiter und erspielten sich im 5:5 den Treffer zum 11:11 heraus (25.). Auch Coburg kämpfte in Derby-Manier weiter und kam zum Torerfolg. Jan Schäffer, der aufgrund der Roten Karte von Firnhaber nun auch im Angriff ran durfte, zeigte sich zwei Mal hintereinander vom Kreis treffsicher und konnte drei Minuten vor dem Seitenwechsel per Heber das Tor zum 13:13 erzielen. Im Mittelblock verrichtete der 24-jährige Stefan Bauer aus der U23 gemeinsam mit Schäffer Schwerstarbeit, sodass Benedikt Kellner 30 Sekunden vor der Pause den Führungstreffer zum 14:13 erzielen konnte, der gleichzeitig auch das Halbzeitergebnis darstellte.
Coburgs Steppan Zeman bekam auch Rot
Nach dem Wiederanpfiff trafen die Gäste aus der Vestestadt zum 14:14, aber Erlangen zeigte sich davon unbeeindruckt und kam ebenfalls zum Torerfolg. Das wohl schönste Tor des Abends erzielte Christopher Bissel, der nach einem wunderschönen Kempa-Pass von Johannes Sellin auf 17:15 erhöhen konnte. Das Frankenderby nahm so richtig an Fahrt auf und beide Mannschaften schalteten einen Gang höher. Der nachverpflichtete Benjamin Meschke markierte das 20:18 vom Kreis, ehe die Gäste ebenfalls über den Kreis zum Torerfolg kamen. Nach einer dynamischen Kreuzbewegung machte Jeppsson seinen bis dato fünften Treffer des Abends und sorgte in der 40. Minute für die Zwei-Tore-Führung. Weil Martin Ziemer hinten den Kasten dicht machte, konnte Sellin, die erste Drei-Tore-Führung des Abends für sein Team erzielen. Stefan Bauer durfte am Mittwochabend nach einer starken Abwehraktion seinen ersten Tempogegenstoßtreffer in der Bundesliga zum 24:20 markieren und weil Martin Ziemer kurz darauf einen Siebenmeter parieren konnte, blieben die Hausherren mit vier Treffern in Führung. Johannes Sellin war im Franken-Derby nicht zu stoppen. In der 45. Minute erzielte er nach einem starken Zuspiel von Ziemer den Treffer zum 25:21, der gleichzeitig sein achter war. In Überzahl kamen die Gäste auf 25:23 heran. Der eingewechselte Stefan Lex wurde in seiner ersten Angriffsaktion nach einer beherzten 1:1-Aktion unfair von Zeman gestoppt, sodass dieser ebenfalls die direkte Rote Karte sah. Beim Spielstand von 25:24 traf der gut aufgelegte Bissel zum Wichtigen 26:24 (50.). Es ging Schlag auf Schlag in der Arena Nürnberger Versicherung. Der HCE kämpfte mit seinen letzten Reserven und konnte durch die Tore von Sellin, Schäffer und Jeppsson auf 29:26 stellen, ehe Christopher Bissel das vorentscheidende 30:26 machte (55.). Die Hausherren ließen in den verbleibenden fünf Minuten nichts mehr anbrennen und spielten souverän weiter. Als nach 60 Minuten der Schlusspfiff ertönte und auf der Anzeige der 33:28-Endstand aufleuchtete, war der Jubel beim HC Erlangen riesig.
„Jeder, der auf die Platte kam, hat seinen Job gemacht und seinen Teil dazu beigetragen. Ich bin wirklich wahnsinnig stolz, wie diese Mannschaft aus keinen Möglichkeiten doch das Beste herausholt. Ich glaube, man hat in den Gesichtern gesehen, dass die das heute extrem wollten und ich kann es nur noch einmal sagen: Ich bin mega stolz“, so Michael Haaß nach dem Spiel.
Jetzt kleine Pause für den HCE
Nach dem Hammerprogramm im Mai dürfen sich die Erlanger Handballer nun erstmals kurz erholen. In zehn Tagen beginnt dann für den HCE der Saisonendspurt, wenn das Team von Michael Haaß auswärts in Hannover antreten muss. Hinter den Kulissen und an der Platte begleitet hl-studios aus Erlangen die Spiele mit Fotografie und Pressearbeit. Der HCE-Agenturpartner unterstützt schon seit vielen Jahren den Handballsport in Erlangen und ist auch Spielerpate von Spielmacher Nico Büdel.
Weitere Informationen: http://www.hc-erlangen.de