Studie: Banken werden in den Medien stärker abgelehnt als die Tabakindustrie

Finanzinstitute und ihre Vertreter werden in der Medienberichterstattung grundsätzlich abgelehnt – weit stärker als die Tabakindustrie. Das ist das Ergebnis einer Studie des Schweizer Medienforschungsinstituts Media Tenor, die der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagsausgabe) vorliegt. Die Medienwissenschaftler haben in elf Ländern der abendlichen Nachrichtensendungen auf 33 Fernsehkanälen analysiert, um herauszufinden, wie die Sender über die Finanzindustrie berichten.

Zu den untersuchten Ländern gehören die USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und die Schweiz. In lediglich drei der untersuchten Medienmärkte berichteten die Nachrichtensendungen insgesamt eher positiv über den Finanzsektor: In China, Kanada und auf den arabischen Fernsehsendern. Besonders harsch waren die Urteile der US-amerikanischen Fernsehsender, dahinter folgen Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Die untersuchten Nachrichtensendungen kritisieren nicht nur, dass die Banken die Stabilität der Volkswirtschaft gefährden, sondern beleuchten auch Verbraucherthemen: Jeder zweite untersuchte Bericht über die Dienstleistungen von Banken und ihren Umgang mit Kunden ist negativ; weniger als zehn Prozent der Beiträge sind positiv. Besonders negativ war bei diesen Verbraucherthemen der Ton in den USA, in Großbritannien und in Deutschland. „Die Banken haben in der öffentlichen Wahrnehmung ihre Daseinsberechtigung verloren“, warnt Roland Schatz, der Gründer von Media Tenor. Die großen Banken hätten sich nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers zu sehr darauf verlassen, dass der Vertrauensverlust in der Bevölkerung nur vorübergehend sein würde.