Zahl der Asylbewerber 2011 auf höchstem Stand seit acht Jahren

In Deutschland versuchen deutlich mehr Menschen Asyl zu erhalten als in den Vorjahren. Dies geht aus den offiziellen Zahlen für das vergangene Jahr hervor, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ (Dienstagsausgabe). Demnach haben 2011 fast 46.000 (exakt: 45.741) Menschen Asyl beantragt, das sind etwa elf Prozent mehr als 2010 und der höchste Wert seit acht Jahren.

Die Schutzsuchenden kommen vor allem aus muslimisch geprägten Ländern, in denen Verfolgung und Gewalt alltäglich sind, wie Afghanistan, Irak oder Syrien. Zudem versuchten erneut Tausende Serben, per Asylantrag in Deutschland Fuß zu fassen. Bundesinnenminister Hans-Peter (CSU) kündigte an, die Asylanträge von Serben weiterhin zügig abzulehnen. Besonders drastisch war der Anstieg bei den Pakistanern, ihre Zahl verdreifachte sich im Vergleich zu 2010 auf gut 2.500. Für viele Flüchtlinge ist es in den vergangenen Jahren leichter geworden, nach Deutschland zu kommen. Zum einen überqueren Tausende die schlecht gesicherte Landgrenze zwischen der Türkei und Griechenland und gelangen so in die EU. Von dort können sie nach Deutschland weiterreisen und einen Asylantrag stellen. Nach EU-Recht ist eigentlich Athen verpflichtet, die Flüchtlinge zurückzunehmen und den Asylantrag zu prüfen. Griechenland hat es trotz anhaltender Kritik jedoch nicht geschafft, den Zustrom zu bewältigen und ein faires Asylverfahren zu garantieren. Nachdem ein Betroffener deshalb vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt hatte, stoppte die Bundesregierung Anfang 2010 die Abschiebung von Asylbewerbern nach Griechenland. Nun prüft das Bundesamt die Anträge in Deutschland selbst. Im vergangenen Jahr traf dies auf mehr als 4.500 Menschen zu. Zum anderen ist die Visapflicht für die Balkanländer Serbien und Mazedonien Ende 2009 gefallen, seither können die Bürger dieser Länder frei einreisen, sie brauchen lediglich einen neuen Pass, der biometrische Merkmale wie den Fingerabdruck elektronisch gespeichert hat. Diese Möglichkeit nutzten Tausende, um aussichtslose Asylanträge zu stellen, beide Länder sind unter den zehn häufigsten Herkunftsstaaten der Asylsuchenden. Aussichtslos deshalb, weil niemand aus dieser Gruppe als Flüchtling anerkannt worden ist, lediglich ein Bruchteil darf aus humanitären Gründen wie etwa Krankheit vorübergehend in Deutschland bleiben. Den Asylzahlen zufolge handelt es sich bei den serbischen Migranten zu mehr als 90 Prozent um Roma. Sie werden in ihrer Heimat benachteiligt und leben oft in Armut, als politisch Verfolgte gelten sie allerdings auch nach Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen nicht. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sagte der Zeitung auf Anfrage, viele Asylsuchende aus Serbien seien „offensichtlich“ nicht als verfolgte Flüchtlinge einzustufen. Derartige Asylanträge würden „zügig abgelehnt, um die Dauer des unrechtmäßigen Aufenthalts in Deutschland und die mit diesem verbundene Belastung der öffentlichen Haushalte möglichst zu minimieren“, sagte Friedrich. Die Zahl von fast 46.000 Flüchtlingen bedeutet zwar im Vergleich zu 2007 mehr als eine Verdoppelung der Antragsteller, allerdings liegt die Zahl noch weit von den Spitzenwerten von Anfang der neunziger Jahre entfernt, als jedes Jahr hunderttausende Menschen Asylanträge stellten.