Synthetische Biologie-Plattform überzeugte die Jury des EIT Health Catapult. PhagoMed unter den Top 3 in der Kategorie Biotech.
Wien, 04. Dez. 2020: Die PhagoMed Biopharma GmbH gewinnt den 2. Platz und
20.000 EUR in einem der härtesten Wettbewerbe für junge, europäische Biotech-Unternehmen, nämlich das Health Catapult des Europäischen Instituts für Innovation & Technologie (EIT). Die synthetische Lysin-Plattform des Unternehmens, deren erstes Ziel die Bekämpfung der Bakteriellen Vaginose ist, wurde von der internationalen Jury als führende biotechnologische Innovation in Europa im Jahr 2020 ausgezeichnet. Das EIT Health Catapult ist ein 1-Jahr-dauernder, mehrstufiger Wettbewerb, der ins Leben gerufen wurde, um vielversprechende europäische Start-Ups in den Kategorien Biotech, Medtech und Digital Health zu identifizieren und zu fördern.
Gestern Nachmittag hat das österreichische Biotech-Unternehmen PhagoMed Biopharma GmbH den zweiten Platz des EIT Health Catapults gewonnen. Das Unternehmen beeindruckte die Juroren über viele Runden mit seinem neuen Ansatz, hartnäckige bakterielle Infektionen durch den Einsatz von Phagen-basierten Proteinen – sogenannten Lysinen – zu behandeln. Der internationale Wettbewerb startete im Mai und umfasste verschiedene Wettbewerbsniveaus. Während der letzten Stufe im Dezember wurden ein Gewinner und 2 Platzierte aus 7 Finalisten der Kategorie Biotech ausgewählt. Im Rahmen des Wettbewerbs stellte jedes Team seinen Lösungsansatz dem Netzwerk Gesundheit des EIT vor, einem der größten Netzwerke im Gesundheitswesen weltweit, das mehr als 150 führende Gesundheitsorganisationen beinhaltet.
PhagoMeds Hauptprogramm ist ein rekombinantes Phagen-Endolsyin, das als hoch innovative und präzise Therapie für die rezidivierende Bakterielle Vaginose fungiert – eine Krankheit, für es bisher keine effektive Behandlungsmöglichkeit gibt. Vor kurzem präsentierte die PhagoMed neue Daten, die belegen, dass ihr neuer Wirkstoffkandidat nicht nur jene Bakterien lysiert, die für die Infektion hauptverantwortlich sind, sondern auch resistente Biofilme erfolgreich löst. Darüber hinaus bleibt das nützliche vaginale Mikrobiom aufgrund der hohen Spezifität des Endolysins unbeeinträchtigt. Die Kombination von hoher Wirksamkeit mit hoher Präzision macht das Endolysin zu einer hoch innovativen Lösung für die rezidivierende Bakterielle Vaginose, die mehr als 100 Millionen Frauen pro Jahr betrifft.
Beeindruckt von dieser vielversprechende Alternative zu traditionellen, antibiotischen Behandlungen, die bei Bakterieller Vaginose oft nicht funktionieren und außerdem zu Resistenzproblemen führen können, wählte die Jury die PhagoMed im regionalen Finale im Mai 2020 aus. Dort hatte sich das Unternehmen gegen Mitstreiter aus Deutschland, der Schweiz und Österreich erfolgreich behaupten können. Aus dem Semifinale im Oktober 2020 ging die PhagoMed nicht nur als Finalistin heraus, sondern gewann überdies den LallianSe-Preis für die spannendste Chance auf einen erfolgreichen Markt-Eintritt. Der 2. Platz im Gesamtwettbewerb für PhagoMed bedeutet einen Gewinn von 20.000 EUR und ist ein starkes Signal für das wiederaufgelebte Interesse an neuen, antibakteriellen Behandlungen und an PhagoMeds Hauptprogramm zur Bekämpfung der rezidivierenden Bakteriellen Vaginose.
Video: Bacterial Vaginosis & PM-477: https://youtu.be/dDnodf64EW0
Über PhagoMed Biopharma GmbH
PhagoMed hat eine synthetische Biologie-Plattform entwickelt, die jedes bakterielle Pathogen präzise bekämpfen kann. Der Lösungsansatz des Unternehmens basiert auf Vorhersage und Design von neuartigen Lysinen – kleinen, von Phagen abstammenden Proteinen –, die spezifische Bakterienarten erkennen und abtöten können, indem sie die Bindungen in deren Zellwänden aufspalten. PhagoMeds Hauptwirkstoffkandidat PM-477 zur Behandlung der rezidivierenden Bakteriellen Vaginose wurde in vaginalen Proben von mehr als 70 Patientinnen evaluiert und hat das Potenzial, die erste präzise vaginale Therapie zu werden. Seit der Gründung im Jahr 2017 hat das Unternehmen vier Patente eingereicht, mehr als 6,5 Millionen Euro an privaten Investments und öffentlichen Förderungen eingeworben und mehrere Auszeichnungen bekommen. Derzeit arbeitet ein Team von 15 hochqualifizierten WissenschaftlerInnen am Campus Vienna Biocenter in Wien, Österreich.
Über Endolysine
Endolysine sind Proteine, die ursprünglich von Phagen – Viren, die ausschließlich Bakterien befallen – gebildet werden. Phagen vermehren sich, indem sie Bakterien mit ihrer DNA infizieren und dann die Bakterienzelle zur Herstellung neuer Phagen umprogrammieren. Sobald von den Bakterien ausreichend neue Phagenpartikel produziert wurden, zerstören die Phagen mittels eigens produzierter Enzyme – darunter auch Endolysine – die Bakterienzellwände. Endolysine spalten die Zellwände der Bakterien, was umgehend zum Zelltod führt. Endolysine können auch alleine – ohne Phagen – gegen Bakterien eingesetzt werden. Individuelle Endolysine wirken nur gegen ein sehr eingeschränktes Spektrum an Bakterien (typischerweise gegen eine Gattung oder Spezies). Diese Kombination aus hoher Selektivität und gleichzeitig hoher Wirksamkeit in der Tötung von Bakterien macht Endolysine zu einer hochattraktiven Alternative zu Antibiotika bei der Behandlung schwerer bakterieller Infektionen.
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