Concordia-Kapitän angeblich versehentlich ins Rettungsboot gefallen

Der Kapitän der gekenterten „Costa Concordia“, Francesco Schettino, hat vor Gericht behauptet versehentlich in eines der Rettungsboote gestürzt zu sein. „Ich wollte nicht abhauen, sondern habe Passagieren geholfen, ein Rettungsboot ins Wasser zu lassen“, sagte der Kapitän laut italienischen Medienberichten. Demnach sei er bei der Rettungsaktion „gestrauchelt und lag plötzlich zusammen mit den Passagieren im Boot“.

Zur Concordia zurückzukehren sei nach Angaben des Kapitäns wegen der erheblichen Schieflage nicht mehr möglich gewesen. Italienische Zeitungen äußerten massive Zweifel an der Darstellung, weil in dem Boot auch der zweite und dritte Offizier des Kreuzfahrtschiffes saßen. Indessen wurde der Kapitän unter Hausarrest gestellt. Die zuständige Richterin geht nicht von einer Fluchtgefahr aus. Schettinos Anwalt Bruno Leporatti begrüßte die Entscheidung. „Man kann einen Mann nicht ins Gefängnis stecken, nur weil die Öffentlichkeit das verlangt. Die Richterin war sehr darauf bedacht, das Gesetz zu befolgen.“ Gegen Schettino wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Kapitän bis zu 15 Jahre Haft. Indessen mussten die Bergungsarbeiten erneut unterbrochen werden, weil das Schiff weiter zu sinken droht. Das Auswärtige Amt vermisst noch mehr als zwölf Deutsche: fünf aus Hessen, je zwei aus Berlin, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfallen sowie eine aus Bayern. Außerdem gebe es Hinweise, dass das Schicksal weiterer Deutscher ungeklärt sei. Die „Costa Concordia“ war am Freitagabend mit mehr als 4.000 Menschen an Bord, darunter 566 Deutschen, nahe Giglio auf einen Felsen aufgelaufen und zur Seite gekippt.