Vor der Tarifrunde 2012 hat der Arbeitgeberverband Gesamtmetall den Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie moderate Tariferhöhungen in Aussicht gestellt. „Ich bin sicher, dass wir eine positive Entgeltentwicklung haben werden“, sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). „Die Bäume werden aber nicht in den Himmel wachsen.“
Der Vorstand der IG Metall will Anfang Februar über die neue Tarifforderung für die 3,6 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie beraten. Kannegiesser wies Forderungen von Metallern nach einer Art tarifpolitischem Nachschlag für die zurückliegenden Aufschwungsjahre scharf zurück. „Wer anfängt, Tarifabschlüsse nachträglich in die eine oder andere Richtung korrigieren zu wollen, gerät in Teufels Küche“, warnte er. „Nach dem Konjunkturabsturz von 2009 hätten wir die Tariflöhne dann ausgerechnet 2010 erheblich kürzen müssen.“ Der Metall-Flächentarif überspannt die wichtigsten Exportzweige der deutschen Industrie, darunter die Autoindustrie und den Maschinenbau. Die Beschäftigung von Zeitarbeitern wird nach Einschätzung Kannegiessers künftig für die Industrie an Attraktivität verlieren. Dort sprechen die Zeitarbeitsverbände aktuell mit den Gewerkschaften über Wege zu einer Angleichung der Tariflöhne an das Niveau von Stammbeschäftigten. „Hier rechnen wir damit, dass sich die Bezahlung verbessern wird – was Zeitarbeit dann für unsere Betriebe ein Stück teurer machen wird“, sagte Kannegiesser. „Das wird Zeitarbeitsplätze kosten.“ Im Gegenzug müssten die Metall-Tarifparteien selbst neue Lösungen für eine flexible Personalplanung suchen, folgerte er. „Wenn wir gleichzeitig das entsprechende Arbeitsvolumen nicht ganz verlieren wollen, dann brauchen wir im Gegenzug in unserer Industrie, in unseren eigenen Belegschaften mehr interne Flexibilität“, sagte er. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Metall- und Elektroindustrie in diesem Jahr zeigte sich der Gesamtmetall-Chef nur noch vorsichtig zuversichtlich. „Wir werden verglichen mit 2011 bei der Produktion kaum noch weitere Zuwächse haben, aber wohl auch nicht zurückfallen“, sagte er. Angesichts steigender Material- und Energiekosten werde sich dabei die Ertragssituation der Betriebe „leider trotzdem verschlechtern“. Die Zahl von 3,6 Millionen Beschäftigten werde die Industrie „voraussichtlich knapp halten können“, sagte er.