Erstmals hat ein Mitglied der Unionsfraktion im Bundestag Bundespräsident Christian Wulff öffentlich zum Rücktritt aufgefordert. „Mein persönlicher Rat an ihn wäre, dass er sich das nicht länger zumutet, sich, seiner Familie und dem Amt“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann im ZDF. Das Amt sei schon jetzt beschädigt, „allein durch die Tatsache der öffentlichen Diskussion“, erklärte Wellmann und ergänzte: „Ich glaube auch nicht, dass das in einem Jahr vergessen sein wird.“ Eine Ende mit Schrecken sei daher besser als ein Schrecken ohne Ende.
Zuvor appellierte Bundesvizepräsident Wolfgang Thierse, Wulff solle seine Anwälte von ihrer Verschwiegenheitspflicht zu befreien. „Es wäre im Interesse des Bundespräsidenten, wenn er seiner Ankündigung von voller Transparenz auch entsprechende Taten folgen ließe und nicht die Einschränkung durch seine Anwälte hinnimmt“, sagte Thierse dem „Hamburger Abendblatt“. Rückendeckung bekam das Staatsoberhaupthingegen von CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. „Bundespräsident Christian Wulff hat im Internet für alle zugänglich, umfassend und detailreich über seinen Hauskredit sowie verschiedene Urlaubsaufenthalte informiert. Dies sollte man jetzt auch anerkennen“, sagte Gröhe der „Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe). Wulffs Anwälte lehnte es am Mittwoch erneut ab, die Antworten des Bundespräsidenten auf Medienanfragen zu veröffentlichen.