Der geplante Bau eines zweiten Atomkraftwerks im 180 Kilometer von der nordrhein-westfälischen Landesgrenze entfernten niederländischen Borssele birgt nach Ansicht von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) „unvertretbare Risiken“. Das schreibt Remmel in einer Stellungnahme für die niederländische Regierung, die der „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung“ (Mittwochausgabe) vorliegt. Die Wahl des Standorts für das geplante Atomkraftwerk in Seeland führe dazu, dass „eine potentielle Gefährdung“ der Anlage durch extreme Wetterereignisse wie Sturmfluten nicht ausgeschlossen werden könne, warnt Remmel.
Der Umweltminister hat anhand der von den Niederländern vorgelegten Planungsunterlagen ein Szenario für den Fall eines „gravierenden Unfalls“ berechnen lassen. Demnach besteht im Fall eines Reaktorunfalls vergleichbar mit dem im japanischen Fukushima und entsprechender Windrichtung die Gefahr, dass eine radioaktive Wolke innerhalb von sechs Stunden den nördlichen Niederrhein und das Ruhrgebiet erreicht. Die Strahlenbelastung könne höher ausfallen als die in Japan. Dann würden „in erheblichem Ausmaß Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung“ notwendig sein, zudem seien negative Auswirkungen auf die Lebensmittel- und Futterproduktion zu erwarten, so der Umweltminister. Die Planungen für den Bau des Atomkraftwerks sind erst im Anfangsstadium. Trotzdem liegen dagegen bereits zahlreiche Einwände von deutscher Seite vor. So haben sich bereits die grenznahen niederrheinischen Städte Goch und Kleve sowie Dutzende Bürger gegen den Bau von „Borssele II“ ausgesprochen.