Vor Beginn der Klausurtagung des Grünen-Bundesvorstands in Wörlitz hat Parteichefin Claudia Roth den Vorstoß der Sozialdemokraten kritisiert, die Rente mit 67 auszusetzen. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles „liefert alte SPD-Parolen, aber für die Probleme keine Antwort“, sagte Roth der Tageszeitung „Die Welt“ (Montagausgabe). „Die Rente mit 67 tritt ja gerade erst schrittweise in Kraft. Sie jetzt einfach auszusetzen, wäre doch der falsche Ansatz.“
Wenn sie funktioniere, könnten damit die Beiträge für Arbeitnehmer niedriger und das Rentenniveau für Menschen im Ruhestand höher gehalten werden. Roth forderte allerdings „flexible Lösungen – etwa nach schwedischem Vorbild“. Manche Menschen seien mit 67 „noch so fit und stark, dass man sie weiter arbeiten lassen sollte, für andere muss dafür ein früherer Eintritt in das Rentenalter ohne Abschläge möglich sein“. Außerdem sei „eine neue Anerkennungskultur auch in den Betrieben für ältere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“ erforderlich. Roth verteidigte zugleich die von ihrer Partei geplanten Steuererhöhungen. „Die Stärkeren müssen mehr dazu beitragen, dass unser Land eine Zukunft hat. Auch sie profitieren ja von einem funktionierenden und sicheren Gemeinwesen“, sagte sie. „Daher wollen wir den Spitzensteuersatz anheben und eine Vermögensabgabe einführen.“ Roth bekräftigte: „Wenn wir einen handlungsfähigen Staat wollen, in dem Bildung zugangsgerecht organisiert wird und Gesundheit oder ein würdiges Leben nicht vom Geldbeutel abhängt, kommen wir um Steuererhöhungen für diejenigen, denen es finanziell sehr gut geht, nicht herum.“