Der tschechische Außenminister Karl Fürst zu Schwarzenberg hat Europas Politiker als visionslos kritisiert und die Deutschen vor Großmannssucht bei der Verteidigung der Gemeinschaftswährung gewarnt. „Der Euro ist zwar ein wichtiges Projekt, aber er ist nur ein Instrument“, sagte Schwarzenberg im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. „Die Europäische Union ist als politisches Projekt gegründet worden und würde auch ohne den Euro überleben.“
Nach Meinung Schwarzenbergs sollten die Deutschen zurückhaltender auftreten: „Man sollte sich selbst nicht zum Vorbild erklären.“ Gerade die kleinen Staaten seien empfindlich, „wenn sich Frau Merkel und Herr Sarkozy zusammensetzen und die Politik untereinander ausmachen und den Übrigen dann die Ergebnisse bloß mitteilen“. Frau Merkel sei eine „beinharte Politikerin“, ob sie auch eine Vision von Europa besitze – das wisse er leider nicht: „Mir persönlich ist diese aber unbekannt.“ Europa habe die Weltsicht etwas verloren, kritisiert Außenminister Schwarzenberg, er fordert zugleich Reformen, die der EU mehr „demokratische Legitimation“ verleihen. „Wir müssen weg vom Europa der Kleingeister. Wir brauchen eine gemeinsame Außenpolitik, eine gemeinsame Sicherheitspolitik, eine gemeinsame Energiepolitik. Eine gemeinsame Käsepolitik brauchen wir nicht.“ Schwarzenberg kandidiert im kommenden Jahr für das Amt des tschechischen Staatsoberhauptes.