Tommie Goerz ist mit »In fränkischen Wirtshäusern« wieder ein wunderbares Buch mit humorvollen Anekdoten und persönlicher Porträts gelungen: „A Dorf brauchd a Kerng und a Weadshaus“
Schon wieder ein neuer Wirtshausführer, eine weitere Sammlung Geheimtipps, »die man gesehen haben muss«? Nein. »In fränkischen Wirtshäusern« von Tommie Goerz – mit zahlreichen wundervollen, atmosphärisch dichten Fotos von Walther Appelt – ist anders: Es ist eine einfühlsame und humorvolle Hommage an die fränkische Wirtshauskultur. Und eine Einladung, die fränkischen Wirtshäuser zu besuchen, ehe es sie nicht mehr gibt. Denn die Wirtshauskultur ist bedroht. Noch aber lebt sie und man kann sie erleben. Auch mit diesem Buch, das Lust macht auf mehr.
Auf fast 300 Seiten präsentiert Goerz immerhin 19 Wirtshäuser aus ganz Ober-, Mittel- und Unterfranken – aber nicht, weil hier besondere Spezialitäten locken, sondern vielmehr, weil dort alles noch so »schön normal« ist. Wenig Hektik, kein Gedöns, kein Getu, viel fränkische Bodenständigkeit.
Die Wirtsstube, schreibt der Erlanger Autor in seinem Vorwort, »ist die Stube der Wirtsleute. Sie ist ihr Wohnzimmer. Grund genug, hier einmal die Wirte zu befragen.« Und er lässt sie zu Wort kommen, immer im O-Ton. Mit ihrer Geschichte, ihren Geschichten, Erlebnissen, Gästen. Denn ein Wirt erlebt viel, manchmal fliegt ihm sogar der Ofen um die Ohren. Witzig im Abstand von Jahren, weniger lustig im Moment, in dem sich der Ruß senkt und ein Gast das Muster des Ofengitters im Gesicht hat.
Fazit: Ich hab’s genossen wie a Seidla Bier
»In fränkischen Wirtshäusern« ist eine Hommage an die fränkische Wirtshauskultur. Geschrieben mit viel Liebe, Einfühlungsvermögen und Humor – aber auch mit gesunder Nachdenklichkeit. Dieses Buch ist nie flach, nie banal. Und gut garniert mit stimmungsvollen Fotos von Walther Appelt. Es ist die perfekte Winterlektüre, eine Einstimmung auf die nächsten Wirtshaus-Besuche in Franken und ein hochwertiges Geschenk zu Weihnachten.
Tommie Goerz, »In fränkischen Wirtshäusern«
Mit Fotos von Walther Appelt
ars vivendi verlag Cadolzburg, 296 S., 24,- €
Über Tommie Goerz
Tommie Goerz (Dr. Marius Kliesch) studierte Soziologie, Philosophie und Politische Wissenschaften. Er promovierte in Soziologie, wohnt in Erlangen, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Nach einem Forschungsprojekt und 20 Jahren in einem der größten Agenturnetzwerke der Welt war er Dozent für Text und Konzeption an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg und der Faber-Castell-Akademie Stein, danach unterstützte er die hl-studios in Erlangen-Tennenlohe. Er gewann u.a. den Bronzenen Löwen in Cannes (2007). Heute ist er Privatier. Bei ars vivendi in Cadolzburg erschienen seine Kriminalromane „Schafkopf“ (2010), „Dunkles“ und „Leergut“ (2011) und „Auszeit“ (2012), „Einkehr“ (2014), „Schlachttag“ (2016), „Nachtfahrt“ (2018) und „Stammtisch“ (2019) um den Nürnberger Kommissars Friedemann „Friedo“ Behtuns.
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