Der harmlos-liebenswerte Goofy mit einer Pistole in der Hand, neben ihm der in einer Blutlache liegende Mickey Mouse, Jünger beim letzten Abendmahl mit Smartphones, ein leicht bekleidetes Mädchen mit dem Perlenohrring oder ein Verschnitt von Van Goghs Sonnenblumen, die einem Sprayer zum Opfer fallen – Giuseppe Venezianos Zeichnungen sind teils subtile, teils groteske, aber in jedem Fall kritische, provokante Interpretationen bekannter Werke der Kunstgeschichte.
Zum zweiten Mal stellt der in seiner Heimat Italien gefeierte, international bekannte und vielfach prämierte Künstler, in der Galerie Kronsbein aus. Als Mitglied der Künstlergruppen „Italian Newbrow“ und „Italian New Pop“ gilt der studierte Architekt als einer der führenden Vertreter des Neuen Pop Art. Anders als Andy Warhol wagt Veneziano eine intelligente, kompromisslose Demontage gefeierter Idole, statt sie harmlos augenzwinkernd in einem neuen Licht zu präsentieren. Damit verleiht der zeitgenössische Künstler der Pop-Art-Bewegung eine völlig neue Daseinsberechtigung.
Die Galerie Kronsbein München zeigt Giuseppe Venezianos Œuvre,
vom 17. Oktober bis 29. November 2019.
Bereits im Kindesalter begann Giuseppe Veneziano sein Talent und seine provozierende Art der Kreativität auszuleben. Sein Steckenpferd: die Bürgersteige seiner sizilianischen Heimatstadt Mazzarino mit überdimensionalen Gesichtern von populären, italienischen Comic-Helden wie Goldrake, Candy Candy oder Tiger Man zu verzieren. Inspiration fand er bei Vasco Rossi, Rambo, Jim Morrison, Andrea Pazienza, Charles Baudelaire, Louis I. Kahn oder Ilona Staller, Cicciolina genannt. Bis heute gehört das Porträtieren beliebter Zeichentrickfiguren zu einem von Venezianos Kernthemen. Im Laufe der Jahre widmete er sich auch dem Konterkarieren von Personen des öffentlichen Lebens oder Figuren der Zeitgeschichte wie Frida Kahlo, Amy Winehouse oder Dalí.
Jedoch wird das freudige Wiedererkennen des Betrachters schnell im Keim erstickt: Vermeintliche Kindheitshelden wie Saubermann Batman zeichnet der Künstler Koks schnüffelnd. Idole aus Kunst, Politik oder Religion verlieren mit Venezianos künstlerischen Auslegungen an Glanz und Würde: Weder vor einer Nase bohrenden Queen, noch vor einem Täterbild von Jesus mit „Je suis Charlie“-Schild in den Händchen macht er Halt.
Anders als seine unangepasste, angriffslustige Ausdrucksform der Kunst, stellt sich die Biographie des 1971 geborenen Giuseppe Veneziano beinahe geradlinig dar: Auf Wunsch seiner Mutter, aber gegen seine eigenen Vorstellungen, besuchte Veneziano die Technische Fachoberschule. Nach sechs Jahren schloss er sein Architekturstudium in Palermo ab. Während seiner Studienzeit engagierte er sich in der Studentenbewegung und arbeitete als Illustrator und Karikaturist für mehrere sizilianische Zeitungen. Inzwischen lebt und arbeitet Veneziano, inspiriert durch Paolo Coelhos „Der Alchimist“, in Mailand.
Erstmals von der Kunstwelt wahrgenommen wurde sein Werk 2004 während einer Ausstellung des Schriftstellers Andreas G. Pinketts in der Mailänder Bar „Le Trottoir“. Wenig später landete sein Porträt von Osama Bin Laden, zusammen mit seinem Aufsehen erregenden und viel diskutierten Bild des Künstlers Maurizio Cattelan, der eine Schlaufe um den Hals trägt, auf dem Cover des Flash Art Magazins. Als Meilenstein seiner künstlerischen Laufbahn gilt die erste große Auszeichnung für sein Werk auf der St. Petersburger Biennale. Weltweite öffentliche Aufmerksamkeit erhielt der italienische Ausnahmekünstler, als er anlässlich der Olympischen Spiele in Peking 2009 geschichtsträchtige Persönlichkeiten wie Hitler, Stalin, Mussolini, Berlusconi inmitten von Cartoon-Heldinnen und Pornostars auf die Leinwand brachte. Die internationale Presse betitelte das provokative Bild mit „The Cavalier’s Orgy“ – ein Zusammenspiel von Sex und Macht. 2011 nahm Veneziano bei der 54. Biennale in Venedig teil und inspirierte Dolce&Gabbana mit seinem ausgestellten Werk „I usually wear Prada“ zu zwei neuen Designerstücken ihrer Kollektion. 2012 wählte Kunstkritiker und Kurator Ivan Quaroni Guiseppe Veneziano aus 60 italienischen Künstlern für die Italienisch-Chinesische Biennale aus.
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Galerie Kronsbein
Die Galerie Kronsbein entstammt einer lang gehegten Begeisterung für Kunst. Mitten in München an der Maximilianstraße hat der erfolgreiche Unternehmer und Kunstmäzen Dirk G. Kronsbein seinen privaten Kunstsalon 2009 in eine professionelle Plattform verwandelt. Unter dem Titel ArtConsult avancierte dieser Ort der Begegnung und des intensiven Austauschs schnell zu einer Top-Adresse für Pop & Urban Art. Dem Wechsel an die nahe gelegene Wurzerstraße im Jahr 2013 folgte die Umbenennung in Galerie Kronsbein. Seit September 2016 leitet Galerist Valeri Lalov M.A. die unkonventionelle Galerie für Inhaber Dirk G. Kronsbein.
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