Strafvollzug….
Bürokratie. Abgewetztheit. Entpersönlichung. Vorschriften für alles, gegen alles. Gibt es keine Verwaltungsvorschrift, gibt es kein Problem. Keine Ausnahmen, außer für potenziell alles. Verwaltung von Menschen, als seien sie Sachen. Strafe: nichts wert sein. Warten, warten, warten: auf alles. Auf die Zuteilung von Zeit und Chancen. Von ein bisschen Freiraum.
Und wer ist noch hier? Unsereins, und ein paar andere. Dumme Menschen, ungebildete Menschen, zerstörte und zerstörerische. Wert ist: Kraft, Gewalt, Coolness, Nervenstärke, wie auch immer.
Alle warten. Auf den Umschluss, auf den Aufschluss, auf den Arzt, auf den Besuch, auf die Halbstrafe, auf nächsten Monat, auf morgen. Keiner hat gelernt zu warten. 95 Prozent Kumpels ohne jede Kompetenz in Planung, Erfolg, Eigenständigkeit, Enttäuschungsverarbeitung. Menschen von unvorstellbar primitivem Charakter, die sich als Herren des Duschraums oder des Aufschlusses fühlen. Und die gewinnen.
Subutex, Alkohol, Heroin, Crystal, Ecstasy, Amphetamin. Abhängigkeit überall, mal weinerlich, mal gewalttätig, mal selbstgewiss. Schweiß. Gestank. Lautstärke. Bodybuilding, Käsefüße, Im-Kreis-Rennen, Sex – oder was dafür gehalten wird.
Bei den Frauen: beste Freundin. Allerbeste Freundin. Pudelbilder an den Wänden. Heiße Tränen über Kinder, die man kaum kannte, die man missbrauchen oder verhungern ließ; unendliches Mitleid mit sich selbst. Und am Horizont schon die nächste Katastrophe: Bekanntschaftsanzeige, große Liebe, alles wird gut. Bin leider schon zum achten Mal inhaftiert aber immer unschuldig, hab viel Mist gebaut aber jetzt wird alles anders, könntest Du mir noch mal 200 Euro schicken lassen, ich will Kinder mit Dir und eine Arbeitsstelle und Du könntest auf meine Hunde aufpassen.
Im Jugendvollzug: Rasur, Frisur und Hanteln; Schreinerlehre und Mama hilf mir; niemals schwach sein oder immer. Und will ich auch keinen Scheiß mehr machen, und werde ich berühmter Rapper.
Arbeitsamt. Arbeitsagentur. Anonyme Alkoholiker. Antigewalttraining. Gruppensitzung. Sozialarbeiterin mit geilem Arsch oder ohne.
Donnerstags Disziplinargericht. Anstaltsleiter und Abteilungsleiter und Fachdienst. „… hat der Gefangene auf die zweimalige Aufforderung, die Schüssel mit dem Gemüse herauszugeben, dem Beamten geantwortet: ‚Leck mich‘, und die Schüssel gegen die Wand geworfen.“ Vier Wochen kein Gemeinschaftssport; sechs Wochen kein Fernsehen; zwei Wochen kein Aufschluss. Ganz schlecht für die Zweidrittel gemäß Schuld und Sühne
quelle: Thomas Fischer – Christian Lukas-Altenburg – Bernd Maelicke .
Christian Lukas-Altenburg Deutschlands bekanntester und schärfster Justiz Kritiker spricht vom Strafen ohne Sinn und Verstand, ohne Konzepte der Resozialisierung und durch Demütigen und Drangsalieren.
Der Sachkenner sagt: Das System Strafvollzug entkleidet den Menschen seiner Persönlichkeit und Resozialisiert nicht sondern schafft weitere Kriminalität.
Lukas-Altenburg in seinem Buch Im Dschungel der Justiz 15 das böse Spiel mit dem Leben 2, der Deutsche Strafvollzug ist nichts anderes als eine art Rachevollzug weniger denn das erschaffen von Sozialer Kompetenz.
Er deckt unter anderem Defizite des sich darstellenden totalitären System des Strafvollzuges auf und frägt nach dem Menschenbild der Gesellschaft hinsichtlich des mit Verfassungsrang ausgestatteten Grundsatzes der Resozialisierung und Wiedereingliederung ? Sein Fazit fast schon ernüchternd: Ein Vollzugs System ohne tatsächlichen Behandlungs und Resozialisierung,s Konzept, Deprivationen und Disziplinierungen anstelle einer tatsächlichen Absicht der Resozialisierung und ein völlig Konzept und Planloses Handeln und agieren,
der Verantwortlichen in Politik und Justiz..
Christian Lukas-Altenburg ist wohl der meist gehasste Kritiker in Kreisen der Justiz und Politik.
Seine Mahnenden Worte zeugen von Unbändigen Willen wirkliche Veränderungen zu erzielen.
queelle: FAZ – HR3 – NDR
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