Die Beobachter-Mission der Arabischen Liga soll nach Einschätzungen von Menschenrechtlern von der Regierung Baschar al-Assads getäuscht worden sein. Wie Human Rights Watch (HRW) am Mittwoch mitteilte, habe die Regierung mehrere Hundert Gefangene in militärische Einrichtungen umgesiedelt, zu denen die Delegation keinen Zutritt habe. Dabei handle es sich vorwiegend um Menschen, die mit Journalisten zusammengearbeitet hätten, Überläufer oder solche, die bei den Protesten mitgemacht hätten, sagte ein Gefangener gegenüber HRW. Zudem versuche man die Forderung der Arabischen Liga, das Militär abzuziehen, zu umgehen, indem sich syrische Soldaten als Polizisten verkleiden würden.
„Die Arabische Liga muss reagieren“, erklärte HRW. Der Chef der Beobachtergruppe, Mustafa al-Dabi, zeigte sich bei seinem Besuch in Homs optimistisch. „Einige Plätze sehen ein bisschen durcheinander aus, aber ansonsten gibt es nichts Beängstigendes“, sagte Dabi. „Es war gestern ruhig, und es gab keine Zusammenstöße. Wir haben keine Panzer gesehen, aber einige gepanzerte Fahrzeuge.“ Die Einschätzung löste auch unter der Bevölkerung Missmut aus. „Ich habe das Gefühl, sie haben das, was sie gesehen haben, nicht richtig anerkannt“, sagte ein Bewohner über die Beobachtermission. Kritik an der Arabischen Liga kam auch aus Paris. „Die Kürze ihres Aufenthaltes hat ihnen nicht erlaubt, die Realität der vorherrschenden Situation in Homs bewerten zu können“, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Paris. Indessen berichtet das arabische Fernsehen von weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Stadt Hama, die ebenfalls Ziel der Beobachter-Mission sein wird. Diese wird nach eigenen Angaben zudem in die Städte Daraa und Idlib sowie in die Umgebung von Damaskus reisen.