In den letzten Wochen verzeichnete die Obdachlosenhilfe Aachen eine steigende Anzahl von Notfallmeldungen. Vermehrt wurden Bedürftige nicht nur in der Aachener Innenstadt, sondern auch in Randbezirken der Stadt Aachen von besorgten Bürgern über die kostenlose Notfallhotline des Vereins gemeldet.
Meist lag der klassische Verlauf der Obdachlosigkeit zu Grunde. Krankheit oder Scheidung, Jobverlust, Unstimmigkeiten mit Arbeitsamt oder Jobcenter, Rückstand bei der Miete, Nebenkosten und Energiekosten. Verlust der Wohnung.
Fast alle angetroffenen Obdachlosen verfügten über abgeschlossene Berufsausbildungen und haben oft Jahrzehnte zuverlässig in ihrem Job gearbeitet.
Die Hilfebedürftigen lehnten die Übernachtung in städtischen Notunterkünften ab, da dort, nach den Angaben der Obdachlosen, haltlose Zustände herrschen würden.
Drogenproblematik von anderen Hilfebedürftigen und Diebstähle wurden als Hauptgrund angegeben, dort nicht hinzugehen.
Die Betroffenen wurden von der Obdachlosenhilfe mit Mineralwasser und Snacks, sauberer Kleidung, Schlafsack und auf Wunsch auch mit einem Wurfzelt versorgt.
Einige Notfälle nahmen die Einladung zu einem Essen an. Im Rahmen dieser Wohlfühlatmospäre kann das Notfallteam Vertrauen aufbauen und Gespräche zur Problemlösung und Abwendung der Obdachlosigkeit mit den Hilfebedürftigen führen.
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat seinen deutschlandweiten Einkommensvergleich für 2017 veröffentlicht.
Aachen gehört erneut zu den einkommensschwächsten Regionen Deutschlands.
Bereits im Jahr davor hatte die Agit in einer Studie veröffentlicht, dass Aachen zu den ärmsten Regionen Deutschland gehört.
Bürger mit geringem Einkommen konkurrieren hier mit tausenden Studenten um bezahlbaren Wohnraum. Gerade für in der Region geborene, deren Familien seit Generationen mit der Stadt verwurzelt sind, wird es immer schwieriger bezahlbaren Wohnraum zur Familiengründung zu finden! Senioren, die im Umfeld ihrer Familien bleiben wollen, werden ebenso verdrängt, wie Alleinerziehende, die ihren Kindern gerne die Nähe zum anderen Elternteil und dem Rest der Familie ermöglichen möchten.
Seit Jahrzehnten wurde in der Stadt kein sozialer Wohnungsbau forciert. Anstatt gewachsene Viertel stadttypisch zu sanieren, wird vorzugsweise in Prestigeobjekte, Büros und Luxuswohnungen investiert.
Die regionalen Jobcentren passen die Höhe der Mietzahlungen nicht den tatsächlichen Marktpreisen an. Viele Familien leben daher mit Kindern unter menschenunwürdigen Bedingungen oder in gefährdeten Stadtvierteln. Junge Singles finden selbst nach jahrelangem Suchen keine Wohnung.
Vermieter gehen vermehrt hin und wandeln familientypische Wohnungen in Studenten-WGs um, da sie für diese ein vielfaches des üblichen Mietpreises verlangen können.
Jobcentren übernehmen Nachzahlungen für die explodierenden Gast- und Strom, sowie Nebenkosten meist nur als „Kredit“. Der dann vom ALG 2/aufstockende Grundsicherung monatlich abgehalten wird. Was häufig dazu führt, dass die ärmsten der Armen dann noch weniger Geld für zum Leben haben.
Der Selbsterhalt wurde durch ein Urteil des BGH in 2011 bereits bei 1080 Euro festgelegt. Darunter, so sagten die Richter, sei ein menschenwürdiges Leben nicht möglich.
Hartz IV Bezieher müssen jedoch mit weit weniger auskommen.
Immer mehr Menschen fallen daher aus dem sozialen Netz und landen auf der Straße. Laut dem paritätischen Wohlfahrtsverband sind in Deutschland derzeit 700.000 Bürger ohne Wohnung. 2020 rechnet der Verband mit 1,2 Millionen Obdachlose.
Die Obdachlosenhilfe Aachen bietet Wohnungs- und Obdachlosen eine 24 stündige kostenlose Notfallhotline. Vor Ort werden die Menschen mit einer Mahlzeit, Heiß- und Kaltgetränken, Snacks, sauberer Kleidung und einem Schlafsack versorgt.
Der Verein ermutigt die Betroffenen die etablierten Einrichtungen in der Stadt oder StädteRegion aufzusuchen und nicht auf der Straße, in Parks, Parkhäusern oder Abbruchhäusern zu schlafen.
Gerade das Aachener Sozialamt ist sehr kompetent und sensibel im Umgang mit Bürgern, die von der Straße wegwollen und dort um Hilfe bitten.
Weiter Infos zum Verein und Unterstützungsmöglichkeiten dieser wichtigen gesellschaftspolitischen Aufgabe finden Sie hier: www.obdachlosenhilfe-aachen.de