Dr. Ulrich Wiek über den fairen Umgang mit Unfairness
Ob eine Führungskraft als fair wahrgenommen wird, hängt sehr stark davon ab, wie sie mit Unfairness umgeht. In seinem aktuellen Buch „Fairness als Führungskompetenz“ zeigt Dr. Ulrich Wiek auf, wie Führungskräfte und MitarbeiterInnen auf Unfairness reagieren und Haltung zeigen können.
Nur rund ein Viertel der Führungskräfte greift ein, wenn MitarbeiterInnen gegen Werte verstoßen. Das zeigen Analysen der Wertekommission – Initiative Werte bewusste Führung e.V. Mögliche Gründe: Viele Menschen befürchten, als „zu sensibel“ wahrgenommen zu werden oder aber sich selbst zu schaden, wenn sie sich gegen Unfairness zur Wehr setzen. Solange diese Befürchtungen bestehen, wird sich Fairness in Unternehmen nicht durchsetzen. Das kann für Manager ernsthafte Folgen haben. Denn: „Es ist eine auch rechtlich vorgeschriebene Führungsaufgabe, bei Unfairness tätig zu werden. Passivität ist bereits ein Mangel an Fairness, der für Führungskräfte rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann“, sagt der Trainer, Berater und Coach Dr. Ulrich Wiek.
Fair mit Unfairness umgehen
Manager handeln daher klug, wenn sie sich mit unfairem Verhalten in ihrem Unternehmen beschäftigen. Nur so kann es gelingen, die Folgen von Unfairness wie Dienst nach Vorschrift, höhere Fehlzeiten, Imageschäden und Kündigungen einzudämmen. „Fair mit Unfairness umzugehen zahlt sich für Führungskräfte aus. Es ist ein Zeichen von Stärke, sich mit ihr auseinanderzusetzen“, so Wiek. Er schlägt insgesamt neun Handlungsoptionen vor. Hier einige Beispiele:
Dem Opfer helfen
Das Opfer nicht allein lassen. Beispielsweise nach einer unfairen Attacke nicht den Raum verlassen, sondern die betroffene Person ansprechen. Damit zeigen Chefs Mitgefühl und können negative Emotionen abschwächen.
Unfairness ansprechen
Auf Beschwerden reagieren und das Verhalten gegenüber der unfair handelnden Person zur Sprache bringen, konstruktiv und überzeugend. Diese Kompetenz lässt sich durch Training und Coaching entwickeln. Zudem kann ein transparentes und strukturiertes Beschwerdeverfahren wertvolle Dienste leisten.
Ursachen der Unfairness herausfinden
Häufig sind Stress, Angst, Egoismus oder Macht die Gründe. Das Wissen um die Ursachen hilft, sie für die Zukunft zu beseitigen und faires Verhalten zu fördern. Jeder einzelne Fall ist Gelegenheit zu lernen – für alle Beteiligten.
Rituale nutzen
Beispiele: fünf Euro in die Teamkasse für ständiges Zuspätkommen oder auch die Gelbe Karte, weil Deadlines nicht eingehalten wurden. Um unnötige Eskalationen zu vermeiden, ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Eine Kultur der Entschuldigung schaffen
Führungskräfte sollten mit gutem Beispiel vorangehen und sich für Unfairness entschuldigen. Das ermutigt andere, es ihnen gleich zu tun. Die Entschuldigung muss ehrlich gemeint sein und konkret sein. Dann kann sie auch angenommen werden.
Schriftliche Beschwerde
Eine Beschwerde schriftlich zu formulieren baut negative Emotionen ab. Manchmal muss sie nicht einmal abgeschickt werden. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Ob auf „Senden“ geklickt wird oder nicht, muss jeder selbst entscheiden. Eine Nacht darüber schlafen, ist häufig hilfreich.
Weitere Reaktionsmöglichkeiten bis hin zum letzten Schritt in Form von Strafen und arbeitsrechtlichen Konsequenzen beschreibt Dr. Wiek anschaulich in seinem Fachbuch.
Fairness ist ein zentraler Erfolgsfaktor vor allem in Zeiten der Digitalisierung und des Fachkräftemangels. Daher profitieren Führungskräfte davon, diesen Wert fest in der Unternehmenskultur zu verankern. „Wir Menschen fühlen uns einfach nicht wohl, wenn wir angelogen werden, unsere Interessen nicht artikulieren können, unsere Leistungen nicht angemessen berücksichtigt werden. Wir sollten uns nicht einreden lassen, dass diese Aspekte für uns im Berufsalltag keine Rolle spielen“, so Wiek.
Dr. Ulrich Wiek unterstützt als Berater und Trainer seit 20 Jahren nationale und internationale Unternehmen in den Bereichen Kommunikation und Führung. Als zertifizierter Fairness-Coach berät er sie unter anderem dabei, eine Fairnessstrategie zu entwickeln und zu implementieren.
In seinem Buch „Fairness als Führungskompetenz: Strategie und Leitfaden für Führungskräfte und Unternehmen der Zukunft“ zeigt der Autor auf, wie Fairness zum zentralen Wert in der Unternehmenskultur werden kann. Neben dem Überblick zu empirischen Forschungsergebnissen bietet er zahlreiche Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen. Der Titel ist im Springer-Verlag erschienen und richtet sich an Unternehmensleitungen, Führungskräfte, Organisations- und PersonalentwicklerInnen, Betriebsräte und MitarbeiterInnen.
Mehr zum Buch gibt es hier.
Dr. Ulrich Wiek arbeitet seit 1999 als Trainer, Berater und Coach und baut dabei auf 20 Jahre Berufserfahrung in den Branchen Handel, Industrie, Dienstleistung, Öffentlicher Dienst sowie Öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Er ist zertifizierter Fairnesscoach/-trainer und Impulsgeber für Fairness und Werte in Kommunikation und Führung mit Projekterfahrungen in Deutschland und international. Er führt Seminare und Trainings durch, hält Vorträge, moderiert Workshops und coacht Führungskräfte und Geschäftsführer, sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache.
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