Übergewichts-Debatte auf dem Holzweg
sup.- In einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert ein breites Bündnis aus 15 Ärzteverbänden, Fachorganisationen und Krankenkassen zur Bekämpfung von Fehlernährung und Übergewicht insbesondere die Einführung einer Lebensmittelampel sowie einer Zuckersteuer. Auf den ersten Blick klingt das gut und plausibel. Auf den zweiten Blick offenbart sich jedoch das laute Getöse als blinder Aktionismus, der keinem Verbraucher zu einer ausgewogenen Energiebilanz verhelfen wird.
Die Bundeskanzlerin selbst ist von dem propagierten Normalgewicht gemessen am BMI (Body-Mass-Index) vermutlich entfernt. Aber wohl kaum, weil sie literweise Süßgetränke konsumiert oder mit Hilfe der derzeitigen Lebensmittelkennzeichnung nicht einschätzen kann, wie eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung funktioniert. Merkel hat vielmehr ein Problem, das sie mit der überwiegenden Mehrheit der Bundesbürger teilt: Ihr politischer Alltag, der weit über täglich acht Stunden intensive Arbeit hinausgeht, lässt sich grob durch Sitzen, Stehen und Raute bilden charakterisieren – alles somit Tätigkeiten, bei denen nur minimal Kalorien verbraucht werden. Nur wenigen Menschen ist es dank genetischer Veranlagung vergönnt, bei solch einem körperlich passiven Lebensstil eine gute Figur zu machen. Was im Fall der Bundeskanzlerin mit Sicherheit auch nicht zu ihren Prioritäten gehört. Sorgen um die Gesundheit von Frau Merkel müssen wir uns deshalb trotzdem nicht machen. Es gibt genügend wissenschaftlich anerkannte Studien, die belegen, dass Übergewicht selbst bis zur Ausprägung Adipositas Grad 1 keineswegs zwangsläufig mit Krankheiten und einer verkürzten Lebenserwartung verbunden ist.
Angesichts dieser Erkenntnisse, die natürlich auch den Unterzeichnern des offenen Briefs nicht unbekannt sind, fragt man sich, warum so viel Menschen glauben, sie könnten die Übergewichtsproblematik durch verschärfte Regulierung der Lebensmittelwirtschaft per Gesetz und damit durch Bevormundung des Verbrauchers, was ihm schmecken soll, beeinflussen. „Mit dieser dem herrschenden Zeitgeist geschuldeten Einstellung, der insbesondere von diversen Geschäftsinteressen gesteuert wird, gerät die Eigenverantwortlichkeit des Individuums für seinen Lebensstil und seine Prioritäten völlig aus dem Blick“, mahnt der gesellschaftskritische Publizist Detlef Brendel in seinem neuen Buch „Schluss mit Essverboten / Warum Sie sich Ihre Ernährung nicht länger von Pharmalobby & Co. diktieren lassen sollten“ (Plassen Verlag). Brendel hält dirigistische Maßnahmen sogar für schädlich. Sie versperren den Blick auf die einzig wirkungsvolle Problemlösung, nämlich einen Lebensstil, bei dem ausgewogene Nahrungsaufnahme und der Verbrauch durch mehr Bewegung in Balance sind.
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Redaktion Andreas Uebbing
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