Polizist wird zum Lebensretter für Leukämie-Patient

Polizeioberkommissar Thomas Kleinz weiß: Irgendwo in Deutschland gibt es einen Leukämiepatienten, der um sein Leben kämpft. Der Mann ist über 60 Jahre alt und – wie sich unlängst herausgestellt hat – der genetische Zwilling von Kleinz. Mehr weiß der Bad Kreuznacher Polizist nicht, außer, dass er mit seiner Stammzellspende das Leben des Mannes retten kann.

Nahezu täglich sind Teams der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erster Stammzellspenderdatei unterwegs in ganz Deutschland, um neue potenzielle Stammzellspender zu registrieren. Einmal im Jahr  werden die Absolventen der Landespolizeischule des Landes Rheinland-Pfalz am Flughafen Hahn über die mögliche Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke informiert. Für Kleinz, 2007 in Ausbildung auf dem Hahn, war es damals selbstverständlich, sich typisieren zu lassen. Motivation für Kleinz war nicht zuletzt ein Typisierungsaufruf unter der Überschrift „Hilfe für Corinna“, der ein Jahr zuvor für eine junge, erkrankte Polizeibeamtin gestartet worden war.

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Eine Speichelprobe genügt, um sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung als Stammzellspender zu registrieren. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Typisierung hat nachhaltige Wirkung

Fast zehn Jahre später hat er jetzt einem an Leukämie erkrankten Menschen mit einer Stammzellspende die Chance gegeben, den Blutkrebs zu besiegen. Ende Mai bekam Kleinz einen ersten Anruf der Stefan-Morsch-Stiftung und erfuhr, dass er in die engere Auswahl kommt, weil seine Gewebemerkmale mit denen eines Patienten übereinstimmten, der dringend eine Stammzellspende benötigte. Kleinz stand zu dieser Zeit kurz vor der Hochzeit. Dennoch zögerte er nicht, die angeforderte Bestätigungs-Blutprobe abzugeben. Es fügte sich zeitlich optimal: nach Hochzeit und Flitterwochen-Urlaub kam die Info, dass er der optimale Stammzellspender für den Patienten ist. „Ob er als Spender zur Verfügung steht?“ – dabei gibt es für den jungen Polizeibeamten, keinen Zweifel: Kleinz will helfen!

Vorbereitung zur Stammzellspende

Es folgt eine Reihe von Voruntersuchungen, ein kompletter Check-up seines Gesundheitszustandes und eine umfassenden Aufklärung über Chancen und Risiken der Stammzellspende. Jetzt spendete er, gut gelaunt und begleitet von seiner Frau, in der Apherese-Station der Stefan-Morsch-Stiftung im rheinland-pfälzischen Birkenfeld, Stammzellen. Weniger als 5 Stunden hat die ganze Prozedur gedauert, während derer er sich mit Gesprächen und Videofilmen die Zeit vertrieb. Kleinz fühlt sich bei der gemeinnützigen Stefan-Morsch-Stiftung bestens aufgehoben: „Es ist so einfach ein Menschenleben zu retten. Ich würde jederzeit wieder spenden.“

Vorgesetzte unterstützen Thomas

Der  junge Polizeibeamte, der im Wechselschichtdienst arbeitet und als seine Hobbys Gartenarbeit und Motorradfahren anführt, fühlt sich von Freunden, Bekannten und Kollegen optimal unterstützt. Von seinem Arbeitgeber bekam er selbstverständlich Sonderurlaub für die Stammzellspende. Thomas Kleinz hofft, dass das Transplantat gut angenommen wird und es dem Patienten bald besser geht. Irgendwann möchte er den Empfänger gerne kennenlernen. Dies ist allerdings erst nach zwei Jahren möglich, so die gesetzliche Vorschrift, die für Deutschland gilt. Danach kann ein direkter Kontakt hergestellt werden, wenn beide Seiten einverstanden sind. Kleinz würde ihn auf jeden Fall gerne einmal treffen.

Was passiert bei einer Stammzelltransplantation?

Wird ein passender Spender gefunden, kontaktiert die Stefan-Morsch-Stiftung den Spender. Andrea Djifroudi, Sprecherin der Stiftung erklärt: „Er oder sie werden erneut gefragt, ob sie freiwillig und unentgeltlich für einen unbekannten Leukämie-Patienten spenden möchten. Dann folgt eine Reihe von Voruntersuchungen, um herauszufinden, ob er wirklich der optimale Spender ist. Gleichzeitig soll ausgeschlossen werden, dass der Spender ein gesundheitliches Risiko eingeht. Die Mitarbeiter der Stiftung beraten und begleiten den Spender während dieser ganzen Vorbereitungsphase. Jegliche Kosten für die Untersuchungen, die Versicherung sowie An- und Abreise zum Entnahmeort werden übernommen.“

Zwei Entnahme-Methoden

Dann beginnt die entscheidende Phase vor der Transplantation: Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird.

Datenschutz hat Priorität

Bei der klassischen Methode – der Knochenmarkspende – entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders . Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender. Weder der Spender noch der Patient erfahren zu diesem Zeitpunkt, wer der andere ist. Spender und Empfänger bleiben in jedem Fall bis zum Ablauf von zwei Jahren anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Spender und Patient einander kennenlernen können.

Leukämie-Patient wartet

Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg: Parallel zur Vorbereitung des Spenders wird in der behandelnden Transplantationsklinik der Leukämie-Patient vorbereitet. Das bedeutet: Sein Immunsystem wird komplett ausgeschaltet – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzellspende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet. Susanne Morsch, Vorstandsvorsitzende der Stefan-Morsch-Stiftung: „Eine Transplantation ist immer eine letzte Chance. Für den Patienten ist dies eine hoch belastende Therapie.“

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Auch Online kann man sich über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung als Stammzellspender registrieren lassen.

Wie wird man Stammzellspender?

Prinzipiell kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren Stammzellen spenden. Informationen über Ausschlussgründe lassen sich auf der Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Die Typisierung ist für alle Spender kostenlos, jedoch werden Spenden zur Finanzierung der Blutuntersuchungen gerne entgegen genommen – da jede Spenderregistrierung mindestens 40 Euro kostet.

Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Homepage. Zudem gibt es dort auch die Möglichkeit sich online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man sich eingehend informieren, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine kleine Blutprobe entnehmen zu lassen oder eine Speichelprobe durchzuführen. Dieses Päckchen wird einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Falls Sie Fragen zu den Ausschlusskriterien haben, rufen Sie einfach unsere gebührenfreie Hotline (08 00 – 766 77 24) an.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die erste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei mit mehr als 450 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).