Hinter den Messeständen: Geschichten rund um die Eurobike

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(Bildquelle: www.pd-f.de / Messe Friedrichshafen / Eurobike)

Seit ihrer Gründung 1991 hat sich die Eurobike in Friedrichshafen zur weltweiten Leitmesse für Fahrradtrends entwickelt. Rund 1.400 Hersteller von Fahrrädern und Zubehör präsentieren Ende August am Messegelände ihre Neuheiten für die kommende Fahrradsaison. Dabei passiert natürlich auch einiges neben und hinter der Hochglanzpräsentation auf den Messeständen. Der pressedienst-fahrrad hat sich abseits der großen Show unter den Ausstellern umgehört.

(pd-f/tg) Am Samstag, 2. September wird der übliche Messetrubel in den Hallen der Eurobike nochmals verstärkt. Zum 200. Jubiläum des Fahrrads fordern die Veranstalter der Messe Friedrichshafen in Zusammenarbeit mit Sponsoren wie Puky, Abus und Ortlieb die Menschen rund um den Bodensee zu einer besonderen Wette heraus. 200 Kinder sind eingeladen, mit ihrem Laufrad zur Messe zu kommen. Die Erfindung von Karl Drais war vor 200 Jahren die Initialzündung zur individuellen Mobilität. Noch heute ist das Laufrad für kleine Kinder interessant, um das richtige Balancieren zu lernen, damit der Umstieg später aufs Rad auch spielend klappt. „Wir wollen mit der Aktion dem Thema Laufrad und Fahrradfahren lernen weiteren Auftrieb geben“, begründet Guido Meitler, Marketingmanager bei Puky, die Aktion. Auf einer Pressekonferenz im Vorfeld hat sich deshalb Eurobike-Projektleiter Dirk Heidrich auf eine historische Laufmaschine geschwungen und zum Vergnügen der Anwesenden eine Runde gedreht. Die Eurobike spannt mit ihrem vorerst letzten Publikumstag den Bogen zwischen historisch und aktuell. Und auch bei den Ausstellern gibt es einige lustige Aktionen und Anekdoten aus ihren zahlreichen Jahren am Bodensee.

Gabelstapler macht Bierprobe

Ein Foto mit zwei lachenden Polizisten erinnert Gerhard Schwarz, Geschäftsführer von Cosmic Sports, an sein besonderes Eurobike-Erlebnis. „Beim Standabbau in der Dämmerung ist uns einmal ein Gabelstapler in die geöffnete Heckkappe von unserem VW-Bus gerauscht“, erzählt er. Da kurz davor im Bus eine Palette Bier umgefallen und ausgelaufen war, roch es entsprechend stark nach Alkohol. Der Fahrer des Gabelstaplers begann deshalb eine Diskussion über die Schuldfrage und rief die Polizei. Nach etwas Hin und Her habe sich die Sache dann in Wohlgefallen aufgelöst und die Polizisten standen noch für ein Foto mit einem Lieferanten aus den USA zur Verfügung. „Solche Geschichten und Erlebnisse zeichnen die Messe aus“, erinnert sich Schwarz.

Seit der Firmengründung von Cosmic Sports vor 20 Jahren reist er jedes Jahr nach Friedrichshafen. Als Markenvertreiber und Großhändler mit vielen internationalen Partnern schätzt er an der Messe besonders die Kontaktmöglichkeiten. „Es kommen Aussteller aus Übersee, die nur auf der Eurobike ausstellen. Uns erspart das eine Menge Reisestress“, erklärt Schwarz. Ihm fällt allerdings auf, dass die Stimmung bei Besuchern und Ausstellern früher ausgelassener und relaxter war. „Dass es jetzt deutlich professioneller zugeht, ist natürlich kein Nachteil.“

Der Kaffeetreff für Familienmitglieder

Trotz der wachsenden Professionalisierung ist die familiäre Atmosphäre ein wesentliches Merkmal der Eurobike. Dazu tragen Menschen wie Andreas Pooch und Gisela Daubitz bei. Seit nunmehr 24 Jahren organisieren sie auf der Gemeinschaftsfläche für Liegeradhersteller einen Kaffeetreffpunkt. „Wenn am Stand viel los ist oder man einfach etwas Abstand braucht, kann man sich bei Andreas und Gisela bequem mit seinen Gästen niederlassen“, freut sich Alexander Kraft, Pressesprecher bei HP Velotechnik, über das Angebot. Pooch und Daubitz veranstalten zusätzlich mit ihrem Verlag eine Sonderschau zu Fahrradbüchern auf dem Messegelände, die sich 2017 zum zehnten Mal jährt.

Für die beiden Liegerad-Fans ist die Eurobike deshalb auch eine Möglichkeit, um alte Bekannte zu treffen. „Mit Firmen wie HP Velotechnik verbindet uns eine sehr lange Geschichte. Es ist ungefähr so, als träfe man jedes Jahr seine Familienmitglieder wieder“, blickt Pooch mit Vergnügen auf die diesjährige Messe voraus. Die Hersteller schätzen hingegen die Erfahrungen und Feedbacks der beiden erfahrenen Liegeradfahrer, bei denen das Radfahren viel mehr als ein Hobby ist. Ein absolutes Highlight aus fast einem Vierteljahrhundert Messegeschichte war für Pooch die Organisation der HPV-Weltmeisterschaft (Human Power Vehicle) im Jahr 2003. Teile des Rennens wie der 50-Meter-Sprint und ein Geschicklichkeitsparcours führten direkt durch die Messehalle A6. „Bei der heutigen Dichte von Ausstellern unvorstellbar“, so Pooch.

Radfahrende Aussteller sind Seltenheit

Die wachsende Anzahl an Ausstellern bringt auch die Infrastruktur rund um Friedrichshafen jährlich an ihre Grenzen. Die Folge ist ein Messestau, der sich täglich gerade in den Morgen- und Abendstunden beobachten lässt. Gernot Moser, Vertriebsleiter beim Bikewear-Anbieter Vaude, fährt deshalb mit dem Rad zur Messe. „Einerseits ist da natürlich die angespannte Verkehrslage, viel wichtiger ist für mich allerdings der Ausgleich zum Messealltag“, begründet Moser seine Verkehrsmittelwahl. Rund 18 Kilometer legt er pro Strecke auf seinem Weg zurück. „Morgens ist es Entspannung und Vorbereitung, abends lasse ich die Gespräche und Themen des Tages Revue passieren.“

Während er den Stau passiert, sind ihm neidvolle Blicke Gewiss. „In vielen Gesichtern steht: Das hätten wir auch manchen sollen“, berichtet Moser. Allerdings sind die Leute trotz der nervigen Situation immer recht entspannt und haben nur nette und positive Sprüche für den Radfahrer übrig. Ein weiterer Vorteil für Moser: Er muss sich an den Messehallen keinen Parkplatz suchen, sondern parkt direkt hinter der Halle. Bevor er allerdings die ersten Termine macht, gönnt er sich noch eine Dusche an den Messehallen.

Zur Erholung in den Pool

Das Fahren mit dem Rad zur Messe ist auch für Andreas Opitz vom Kinderanhängerspezialisten Croozer eine entspannende Abwechslung vom stressigen Messetag. „Rund um Friedrichshafen gibt es traumhafte Radstrecken durch die Obstplantagen. Gerade in der Fahrradbranche sollten eigentlich mehr Leute diesen Weg der Anreise wählen“, stellt er jedes Jahr fest. Anders als die meisten seiner Kollegen reist er bereits am Montagmorgen von Köln nach Friedrichshafen, um den Standaufbau zu übernehmen. Dabei freut er sich jedes Jahr, bekannte Gesichter zu sehen. „Man kennt sich und schaut während des Aufbaus gerne einmal bei den Kollegen vorbei, um sich die aktuellen Neuheiten anzusehen“, beschreibt Opitz die Atmosphäre vor dem eigentlichen Messestart.

Seit 2009 kümmert er sich bei Croozer um die Messevorbereitungen. Dabei läuft auch nicht immer alles glatt. „Einmal wurden wir auf der Autobahn von Zollbeamten angehalten, die die Zuladung unserer Transporters kontrollierten“, erzählt Optiz. Dabei hat sich das Gewicht genau im Rahmen der möglichen Toleranz gehalten. „Da ging mir ganz schön die Muffe. Sonst hätten wir auf dem Autobahnrastplatz unsere neuen Produkte und Kataloge ausladen müssen“, lacht er. Ein Ziel hat sich Optiz für dieses Jahr gesteckt: Er möchte beim Aufbau rechtzeitig fertig sein, um am Ende des Tages noch in den Hotelpool springen zu können.

Ein Praktikant am Siebdrucker

Ob Alexander Döring überhaupt mit nach Friedrichshafen fahren kann oder ob er im Büro die Stellung halten muss, wusste der 27-Jährige im Vorfeld der Messe noch nicht genau. Döring macht gerade ein dreimonatiges Praktikum beim Bambusradhersteller My Boo in Kiel. Die Zeit rund um die Messe ist für ihn besonders interessant, weil er Einblick in diverse Projekte erhält. Gerade in familiären Teams wie bei My Boo fallen diverse Aufgaben an. So konnte Döring sich im händischen Bedrucken von 120 Jutebeuteln ausprobieren. „Über so etwas habe ich mir bislang noch überhaupt keine Gedanken gemacht“, meint der Student.

Die Beutel werden als Goodiebags während einer Veranstaltung von My Boo im Rahmen der Messe verteilt und sind mit dem Schriftzug „2 wheels for a better world“ bedruckt. Gefüllt sind sie mit verschiedenen nachhaltig produzierten Produkten, z. B. einer Zahnbürste aus Bambus oder einem regional hergestellten Getränk. My Boo möchte damit zeigen, dass eine umweltfreundliche Produktion von Artikeln aller Art möglich ist. Deshalb wurde das Bedrucken der Beutel in einer Druckerei in Kiel in Handarbeit durchgeführt. „Es bedarf ein wenig Einarbeitung, aber nach der ersten Stunde habe ich meinen Rhythmus gefunden und die Vorgehensweise verinnerlicht. Ich hatte Spaß an der Sache“, fasst Döring seinen Tag abseits des Schreibtisches zusammen.

Der pressedienst-fahrrad hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem guten Fahrrad und dessen Anwendung mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Denn wir sind der Meinung, dass Radfahren nicht nur Spaß macht und fit hält, sondern noch mehr ist: Radfahren ist aktive, lustvolle Mobilität für Körper und Geist. Kurz: Radfahren ist Lebensqualität, Radfahren ist clever und Radfahren macht Lust auf mehr…

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