Rothenburg ob der Tauber. Wie Schnitzkunst aus Bethlehem nach Rothenburg gelangt? Ganz einfach, sagt Naim Shahwan: auf dem Umweg über Hannover, seine neue Heimat seit dem Expo-Jahr 2000. Und weil seine Begeisterung für Rothenburg als „ganz besondere Stadt“ so groß ist:
Vor vier Jahren war der heute 43-Jährige mit einer palästinensischen Gruppe von Austauschschülern unterwegs, machte mit ihnen einen Zwischenstopp in Mittelfranken – und verliebte sich „in die wunderschöne Rothenburger Atmosphäre“. Er bewarb sich 2008 um einen Platz auf dem Reiterlesmarkt und wurde „gleich mit offenen Armen angenommen.“
Seitdem vertreibt er hier, an seinem einzigen Openair-Stand in Deutschland, kunstvolle Schnitzerei aus Bethlehem. In drei weiteren Orten bietet er die traditionell in Handarbeit geschaffenen Krippen und Olivenholz-Figuren von palästinensischen Christen an: in St. Marien Kirche zu Lübeck, im Dom zu Minden, in Forchheim. Mehr geht nicht, begründet Naim Shahwan, denn diese Aufgabe lebt vom ehrenamtlichen Engagement.
Hauptberuflich ist Shahwan Krankenpfleger in der Diakonie Hannover. Sein Bruder, George Shahwan, aber lebt nach wie vor in Bethlehem. Er ist Priester der christlich-orthodoxen Gemeinde. Und sammelt unter anderem die übers ganze Jahr gefertigte Olivenholzschnitzerei palästinensischer Christen bei sich, organisiert jährlich zwei Frachten mit je 20 Kartons nach Deutschland.
„Ich kann die Dinge hier verkaufen, und das Geld geht dann abzüglich Aufwand zurück nach Palästina“, erklärt Naim Shahwan. Hier komme es direkt den palästinensischen Christen zugute, damit sie zum Beispiel Schulgeld für ihre Kinder aufbringen oder Schulbücher kaufen können. „Unsere Hilfe läuft sehr direkt“, unterstreicht er, „da lohnt sich der Einsatz schon.“
Dafür opfert Shahwan durchaus auch einen Teil seines Jahresurlaubs. Außerdem verlässt er sich auf weitere ehrenamtliche Unterstützer wie Nassir. Auch er stammt ursprünglich aus Bethlehem, der legendären Stadt im Norden von Jerusalem. Nassir wird den Bethlehem-Stand im Lichthof des Rothenburger Rathauses vom 25. November bis zum 23. Dezember zu den üblichen Öffnungszeiten des Reiterlesmarkts offen halten und auch selbst in traditioneller Art schnitzen.