Immobilienblase in Deutschland: So unterschiedlich urteilen Experten

Immobilienblase – ja oder nein: Diese Frage stellen sich nicht nur Finanzexperten in regelmäßigen Abständen, und dabei haben sie nicht etwa die USA im Auge. Vielmehr gilt ihre Sorge dem Standort Deutschland, denn bei sorgfältiger Beobachtung des Marktes wird klar, dass sich vor allem in den Ballungsgebieten Tendenzen einer Blase abzeichnen. Eine enorm hohe Nachfrage trifft auf ein überschaubares Angebot. Hinzu kommen die weiterhin günstigen Zinsen, sie befeuern die Nachfrage zusätzlich. Könnte es also auch in Deutschland bald zu der gefürchteten Immobilienblase kommen, die das gesamte Finanzsystem in Schwierigkeiten bringt? Experten sind unterschiedlicher Meinung.

Steigende Preise bei geringem Angebot

Eine drohende Immobilienblase könnte sich aus der hohen Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten ableiten. Vor allem in München, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und Berlin steigt der Bedarf an Wohnraum zum Kauf und zur Miete. Auch Leipzig, Stuttgart oder Köln verzeichnen ständig neuen Bedarf. Bauplätze sind kaum vorhanden, doch wenn Bauland in den Städten ausgewiesen wird, sind die Baufirmen die limitierenden Faktoren. Sie haben kaum die nötige Kapazität, um der steigenden Nachfrage zu entsprechen. Der große Bedarf an Betongold kann also durch das Angebot nicht befriedigt werden. Dadurch steigen die Preise in den Ballungsgebieten auf ein bisher unbekanntes Niveau. Anders sieht es in vielen ländlichen Gegenden aus. Dort haben Hausbesitzer selbst bei attraktiven Preisen oft kaum Chancen, ihre Immobilie abzugeben.

Geringe Zinsen befeuern die Nachfrage

Als weiterer Faktor könnte sich das Zinsniveau auf eine Immobilienblase auswirken. Immobilienkäufer freuen sich über sehr geringe Zinsen, die auch den Kauf von teuren Immobilien erlauben. Nicht selten stimmen die Banken sogar einer Vollfinanzierung zu. In Einzelfällen kann eine Beleihung der Immobilie von über 100 Prozent von der Bank genehmigt werden, sofern der Immobilienwert dazu ausreicht. In diesem Fall werden neben dem Kaufpreis auch die Kaufnebenkosten finanziert. Genau aus diesem Konstrukt ergibt sich unter Umständen aber eine Konstellation, die eine Immobilienblase befeuern könnte. Auch in den USA wurden seinerzeit viele Immobilienkredite zu geringen Zinsen vergeben, wobei der Immobilienwert deutlich überschritten wurde. Schon eine geringe Änderung der finanziellen Situation genügte dann, um den stolzen Hausbesitzer in Schwierigkeiten zu bringen. Derzeit ist am Markt nicht abzusehen, dass sich an der Zinssituation etwas ändert. Besteht vor diesem Hintergrund tatsächlich die Gefahr einer baldigen Blase in Deutschland?

Experten urteilen unterschiedlich

Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass selbst die Finanzexperten derzeit nicht sicher sind, ob sich eine Immobilienblase abzeichnet und ob sie zum Platzen verurteilt ist. Natürlich bewegt sich das Preisniveau für Immobilien auf einem hohen Level. Das ist allerdings nicht flächendeckend festzustellen, sondern eher auf einzelne gefragte Standorte begrenzt. Die Vergabe von Immobilienkrediten zu sehr attraktiven Konditionen ist zwar auch in Deutschland üblich, doch viele Banken halten sich an den festen Grundsatz, nicht über 100 Prozent des Kaufpreises zu finanzieren. Damit sind die Voraussetzungen auf dem Markt in Deutschland derzeit etwas anders gehalten als vor einigen Jahren in den USA. Was bleibt, ist die regelmäßige Beobachtung des Marktes und die vorsichtige Kreditvergabe, die aber bei den deutschen Banken nach ihren eigenen Vergaberichtlinien üblich sein sollte.

 

Was Immobilieneigentümer für Vorteile von dem derzeit niedrigem Leitzins haben, erfährt man auf https://www.testsieger-berichte.de/2016/03/30/leitzins-auf-dem-nullpunkt-was-bankkunden-zu-erwarten-haben/