Ab dem 24. November 2016 wird im H-TEAM e.V. eine Fotogeschichte über Migration, Flucht und fremde Bräuche in neuer Umgebung von Margit Roth unter der Schirmherrschaft von Dr. med. Mathias Wendeborn (REFUDOCS München) zu sehen sein.
In der Küche hört man das gleichmäßige Klackern eines Messers. Ubax schneidet die Lauchzwiebeln in kleine Ringe, anschließend bereitet sie Karotten und Kartoffeln vor, brät Fleisch an, platziert die Füllung geschickt auf Teigplatten und formt daraus kleine Teigtäschchen. Die Teigtäschchen werden kurz frittiert, dann können sie gleich mit den Fingern gegessen oder mit einem kleinen Salat angerichtet serviert werden. Wenn Ubax ihre geliebten Sambusas zubereitet, ist sie nicht die Flüchtlingsfrau aus Somalia, sondern eine afrikanische Königin am Herd. Sie lacht, erklärt mit einer Engelsgeduld wie man die Täschchen gekonnt faltet und erzählt von den schwierigen Jahren in Somalia, ihrer Zwangsehe in Kenia, ihrer Flucht nach Italien und schließlich über ihr Leben in München. Nach zwei Stunden Kochen und Reden haben wir viel voneinander gelernt und eine gemeinsame Sprache jenseits der Sprachgrenzen gefunden
Rita kam vor vielen Jahren aus Süditalien nach München. In Italien war die wirtschaftliche Situation schwierig, deutsch konnte sie zwar damals noch nicht, dafür aber Kochen. Nach ein paar Jahren bekam Rita Depressionen und ging mit ihrer Familie nach Italien zurück. Sie dachte, das Heimweh hätte sie krank gemacht. In Italien musste sie feststellen, dass Italien zwar ihre alte Heimat ist, ihre München aber ihr zuhause geworden war. Italien konnte sie von den Depressionen nicht heilen. Jetzt lebt sie wieder in München und hat gelernt, Geborgenheit und Heimat in den Rezepten ihrer Mutter zu finden. Während sie geschickt die nach einem alten Familienrezept gewürzte Fleischmasse in den Naturdarm gleiten lässt und die Salsiccia freudestrahlend präsentiert, ist von den Depressionen einen Moment lang nichts mehr zu spüren. Ubax und Ritsa Geschichten sind nur zwei von vielen, die zeigen, was Kochen und gemeinsam Essen bei Menschen bewirken kann. Die Geschichten und Bilder zeigen auch, wie sehr die Frauen aufblühen, wenn sie nicht mehr als die Ausländerinnen, Benachteiligten und Geflüchteten gesehen werden, sondern dasjenige im Mittelpunkt steht, was sie wirklich gut können – Kochen und sich und andere damit glücklich machen. Margit Roth versucht mit ihren Bildern genau das zeigen – sie will zeigen, wie konzentriert und lebendig Menschen sind, wenn sie in ihren Stärken gesehen werden, sie will Neugierde wecken, Ängste abbauen, Grenzen überwinden und Frauen aus anderen Ländern ein Gesicht und eine Geschichte geben – und Lust auf fremde kulinarische Welten machen. Die Kabarettistin Maria Peschek wird zur Vernissage am 24. November um 18.30 Uhr ein Stelldichein mit ihren Sketchen geben. Die Vernissage und Ausstellung „Essen verbindet“ wird von BISS e.V. gefördert.
Datum der Vernissage: Donnerstag, den 24.11.2016 um 18.30 Uhr.
Dauer der Ausstellung: 25. November bis 24. März 2017, Mo. – Do. von 9.00 bis 16.00 Uhr und Fr. 9.00 bis 12.00 Uhr (sowie nach Vereinbarung)
Terminhinweis: Fachvortrag: „Essen in der Fremde“ Migration- Esskultur- Integration von Prof. Dr. Gunther Hirschfelder (Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg) am Mittwoch, den 08.02.2017 um 19.00 Uhr
Ort: H-TEAM e.V., Plinganserstraße 19, 81369 München (Harras) Homepage: h-team-ev.de
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