In Zeiten der Unsicherheiten, von diesen haben wir in Deutschland ja mehr als genug, rückt der private Bereich immer mehr in den Vordergrund des Interesses. Es wird umgebaut und erweitert, es wird renoviert und Neues für die Wohnung und das Haus angeschafft. Das trifft insbesondere auch für die Küche zu, die immer mehr in das Blickfeld der Verbraucher rückt und zunehmend auch als Wohnraum betrachtet wird. In der Küche finden heute „gesellschaftliche Ereignisse statt. Somit sind die Küchen ein wesentlicher Bestandteil des Marktes Home & Interior geworden. Bei einem Gesamtvolumen von 8,4 Mrd. Euro sind die Küchen nach den Wohnmöbeln in der Umsatzbedeutung an die zweite Stelle gerückt.
Und das nach der Achterbahnfahrt der letzten Jahre: Produktionseinbrüche bis 2004, Trendwende nach 2006 auch mit einer positiven Exportentwicklung, anschließend erneuter Einbruch durch die Krise und erneut positive Meldungen seit 2010. Die Tendenz der Marktversorgung mit Küchenholz und Einbaugeräten blieb sich aber auch in 2010 treu: ein stetiges Auf und Ab mit sehr hoher Amplitude. Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland hat auf den Küchenmarkt übergegriffen. Auf der Endverbraucherebene inklusive Montagen u.ä. sind davon allerdings nur noch knappe drei Prozent geblieben, u.a. weil das margenstärkere Küchenholz nicht so rund lief. Mit diesem Ergebnis kann die Branche nur bedingt zufrieden sein.
Bei einer differenzierten Betrachtung des Küchenmarktes nach Küchenholz und Elektro-Einbaugeräten zeigt sich eine unterschiedliche Entwicklung. Einbaugeräte liegen mit einem Umsatzplus in Höhe von 3,7 Prozent weit vor dem Segment Küchenholz. Hier sind lediglich 2,1 Prozent mehr generiert worden. Küchenholz, oft höher kalkuliert als Einbaugeräte, macht nur noch 49,8 Prozent des Umsatzes aus, was den Druck auf die Margen weiter erhöhen dürfte.
Für die Küchenindustrie ist das Ausland überlebenswichtig. Dort werden einerseits ertragreichere Margen erzielt und andererseits haben die deutschen Produzenten gerade im Ausland die Möglichkeit, ihre Stärken besonders unter Beweis zu stellen. Denn in puncto Technologie, Design und Qualität sind deutsche Möbel weltweit ebenso führend und gefragt wie deutsche Autos und Maschinen. Gerade im Küchenbereich ist das „Made in Germany“ noch etwas wert, was durch die europäische Statistik noch einmal eindrucksvoll bestätigt wird. Betrachtet man die Marktsituation in den für die Küchenbranche wichtigsten Ländern, so ist Deutschland sowohl hinsichtlich der Produktion wie auch gerade hinsichtlich des Exportes mit großem Abstand Europameister.
Der Einfluss der konjunkturellen Komponente ist bei den Küchen immer wieder deutlich spürbar. Aktuell sind das Szenario für Küchen und die Meldungen von Industrie und Handel sehr positiv, wenn auch vor einer zu großen Euphorie gewarnt werden muss. Schnell sind die Verbraucher von der aktuellen Krise mit den entsprechenden Vertrauensverlusten beeindruckt, zumal von vielen Seiten schon die Wirtschaftsprognosen für 2012 teilweise deutlich nach unten korrigiert werden.
Mit dem Bedeutungswandel der Küchen haben sich auch die Vorlieben der Verbraucher im Zeitablauf sehr verändert. Waren die Küchen früher eher funktional gestaltet, so geht man heute mehr und mehr dazu über, die Küche als Vorzeigewohnraum zu sehen. Somit erlebt die Küche heute ähnlich wie auch das Bad, eine deutliche Aufwertung. In der Küche wird eben nicht mehr nur gekocht, sondern gleichzeitig auch das perfekte Dinner serviert.
Diesen Impuls der Verbraucher nahm die Möbelindustrie gerne auf. Durch den kräftigen Bedeutungszuwachs für Konsumenten haben die Designer und Produktplaner die Küche noch stärker als vorher entdeckt. Die Wunschküche von heute beinhaltet in höchstem Maße Funktionalität, in zweiter Linie eine besondere Formgebung und ein besonders Design. Die Robustheit und Langlebigkeit hat selbstverständlich einen recht hohen Stellenwert, erst danach folgt die Farbe. Allerdings wird hinsichtlich der Küchen bei keiner Produktanforderung schneller ein Wandel vollzogen wie bei der Farbe. Noch 2008 war die Modefarbe weiß. Heute liegt weiß nur noch im Mittelfeld der Beliebtheit, es dominiert bei der Farbe die „Farbigkeit“. Bei den Elektrogeräten sind in erster Linie die Themen Energieeffizienz und Bedienkomfort für die positive Entwicklung verantwortlich.
Die Küchendistribution bleibt – unbeachtet vom Auf und Ab des Gesamtmarktes – noch immer vorhersehbar: Der Fachhandel mit den verschiedenen Facetten dominiert mit weit über 90 Prozent Marktanteil. So verbleibt wenig Raum für alle übrigen Absatzkanäle. Eine eher untergeordnete Rolle spielt der Vertrieb von Küchenmöbeln und teilweise auch von Einbaugeräten als Do-it-yourself-Produkte im Niedrigpreis-Segment.
Der Conveniencegedanke der Bequemlichkeit ist ausgeprägt und beeinflusst in mehrfacher Hinsicht die Einkaufsstättenwahl wie auch die Produktwahl bei Küchenmöbeln. Das äußere Erscheinungsbild der Möbelhäuser ist dabei nicht so wichtig, denn dem Küchenkäufer kommt es mehr auf den Inhalt an. Eine gute Präsentation der Waren auf großräumigen Flächen, Anreize zum Verweilen, Musterräume mit innovativen Anregungen und auch Zusatzsortimente sind generell beim Möbelkauf erwünscht. Allerdings macht der bequeme Einkauf per Internet auch vor dem vor dem Küchenmarkt nicht halt. So wird der Verlauf des digitalen Konsums ein spannendes und auch zentrales Thema der kommenden Jahre werden.
Im Branchenfokus „Küchen“ in der Auflage 2011 von IFH Retail Consultants werden nicht nur die Warengruppen des Küchenmarktes einer detaillierten Analyse unterzogen, sondern auch ein Szenario sowie eine längerfristige Prognose für die wichtigsten Absatzwege erstellt. Weitere Informationen zur Studie stehen im Internet unter www. bbwmarketing.de. Die Studie Küchen 2011 kann bei bbw Marketing, Liebigstraße 23, 41464 Neuss, Tel. 02131/2989722, mail bbwdr.vossen@email.de bestellt werden.