Wasserführende Leitungen: Heizen hilft / Außenbereiche und schlecht isolierte Gebäude besonders gefährdet / Jährlich Schäden in Höhe von 2,3 Mrd. EUR / Leerstand berücksichtigen / Tipps für den Wintercheck
Rekordverdächtig milde Temperaturen kennzeichnen den diesjährigen November. Doch Haus- und Wohnungsbesitzer sowie Verantwortliche für öffentliche Gebäude sollten dennoch achtsam sein und Vorsorge treffen: Leitungswasserschäden treten etwa sechs Mal häufiger auf als Feuerschäden. Alleine die deutschen Versicherer bearbeiteten 1,2 Millionen Leitungswasserschäden im Jahr 2014. Für diese Schäden zahlten sie rund 2,3 Milliarden Euro, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV). Das entspricht über 50 Prozent des gesamten Schadenaufwandes an Wohngebäuden.
„Frost ist eine häufige Ursache für Leitungswasserschäden“, sagt Dr. Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des Kieler Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS). „Besonders Außenleitungen und leer stehende Gebäude sowie wenig genutzte Zimmer sind gefährdet“, so Drews. Er rät zu handeln, bevor die Temperaturen in die Minusgrade sinken. Das IFS zeigt, wo besondere Gefahren drohen, und hat dazu eine Wintercheckliste für wasserführende Leitungen in beheizten und unbeheizten Gebäuden entwickelt (zur Checkliste ).
Leerstand und sonstige Veränderungen berücksichtigen
„Spätestens jetzt sollte man gegen Frostschäden vorsorgen“, betont Drews. Undichte und geplatzte Leitungen lassen sich oft mit geringem Aufwand verhindern. Die Checkliste hilft dabei, frostgefährdete Bereiche in einem Gebäude zu identifizieren. „Umbauten oder geänderte Nutzung wie zusätzliche Fenster im Dach oder der Auszug der Kinder können die Temperaturverhältnisse in dem betroffenen Raum aber auch im ganzen Haus beeinflussen“, erklärt Drews. Alle betroffenen Räume sollten besonders bei Abwesenheit so beheizt werden, dass das Wasser in den Leitungen nicht gefrieren kann. Die benötigte Wärme ist abhängig von der Lage der Rohre und der Dämmung des Hauses: Altbauten sind meist schlechter gedämmt als Neubauten. Aber auch gute Isolierungen reichen alleine nicht als Frostschutz: Eine Mindestbeheizung im Gebäude ist notwendig. Ungenutzte Räume die nicht beheizt werden sind ebenso wie Dachböden und Abseiten besonders gefährdet. Drews: „Vor allem leer stehende Häuser oder Ferienwohnungen werden oft vergessen.“ Wird ein Gebäude längere Zeit nicht bewohnt, sollte es im Winter regelmäßig auf ausreichende Beheizung kontrolliert werden. Alternativ sind alle wasserführenden Rohrleitungen zu entleeren.
Außenleitungen sind ungeschützter und damit anfälliger für Kälte als innenverlegte Rohre. Die Wasserzufuhr für den Außenbereich muss vor dem Winter abgeriegelt, die Leitungen müssen entleert werden.
Elektrische Absperrventile bieten zusätzlichen Leckageschutz
Da Wasserleitungen meistens gut verputzt in den Wänden liegen, werden sie auch gerne vergessen. Das Tückische: Es kann Tage oder Wochen dauern, bis ein Schaden bemerkt wird. In vielen Fällen sogar erst, wenn die Frostperiode lange vorüber ist. Doch selbst ein kleines Leck kann bereits weitreichende Folgen haben.
Ein Schadenfall ist immer auch mit viel Aufwand und Ärger verbunden. „Ein Schaden sollte deshalb besser von vornherein verhindert werden“, sagt Drews. In immer mehr kommunalen Gebäuden wie Schulen, aber auch in Privathaushalten werden inzwischen elektrische Absperrventile eingesetzt. Sie lassen sich leicht und zentral bedienen. Auch das IFS empfiehlt den Einbau zur wirksamen Minderung der Folgen von Leitungswasserschäden. „Vor allem bei Abwesenheit bedeutet dies ein Plus an Sicherheit gegen ungewünschten Wasseraustritt“, so Drews.
Das IFS bietet einen Informationsfilm zu Leitungswasserschäden und zu den elektrischen Absperrventilen an. Der Filmbeitrag kann auf der Homepage www.ifs-ev.org oder YouTube (Stichwort „IFS Kiel – Leitungswasserschäden“) angesehen werden.
Weitere Informationen zu den elektrischen Absperrventilen hier
Ursachenforschung, Beratung sowie Schulungsmaßnahmen zu den Themen Feuer, Technik und Umwelt sind die Kernaufgaben des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer. Die gewonnenen Erkenntnisse aus tausenden von Gutachten werden in der Beratung zu Sanierungen und im Engagement für Schadenverhütungsmaßnahmen weitergegeben und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Das Institut hat inzwischen eine über 130 Jahre alte Tradition und ist neben dem Hauptsitz in Kiel auch in Berlin, Düsseldorf, Hannover, München, Münster, Stuttgart und Wiesbaden vertreten. Die Wurzeln des Instituts gehen in das Jahr 1884 zurück, als die Schleswig-Holsteinische Brandkasse in Kiel eine damals einzigartige Brandverhütungsabteilung gründete. 1952 entstand hieraus schließlich das Kieler Laboratorium für Brandschutztechnik und Brandermittlung, das sich durch seine Forschungsergebnisse bald über die Region hinaus einen Namen machte. Aus diesem Labor ging 1976 das IFS hervor.
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