Transitorische ischämische Attacke (TIA): Sozial Benachteiligte trifft es vier Jahre früher, zielgerichtete Prävention gefordert

Sozial Benachteiligte erleiden im Schnitt um vier Jahre früher als Wohlhabende eine transitorische ischämische Attacke (TIA). Bei jedem vierten TIA-Patienten wird auf eine neurologische Abklärung verzichtet. Das zeigt eine ungarische Studie, die auf dem Europäischen Neurologiekongress in Berlin präsentiert wurde.

Berlin, 21. Juni 2015 – Um Schlaganfällen vorzubeugen, sollten Gesundheitssysteme in Zukunft verstärkt Augenmerk auf Patienten legen, die eine transitorische ischämische Attacke (TIA) erlitten haben. Das forderte Prof. Daniel Bereczki (Universität Budapest) beim 1. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in
Berlin. Mehr als 6.500 Experten aller Welt diskutieren vom 20. bis 23. Juni in der deutschen Hauptstadt neueste Entwicklungen ihres Fachgebiets. „Die Gesundheitspolitik ist gefordert, vor allem in einkommensschwachen Regionen geeignete Maßnahmen für TIA-Patienten zu ergreifen, denn Menschen mit geringem sozioökonomischen Status sind in besonderem Maße gefährdet, einen ‚Beinahe-Schlaganfall‘ durch eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns zu bekommen und später einen richtigen Schlaganfall zu erleiden“, betonte Prof. Bereczki mit Blick auf seine aktuellen Forschungsergebnisse.

Das ungarische Forscherteam hatte für die Studie Patientendaten aus den Jahren 2002 bis 2007 ausgewertet, und zwar aus dem ärmsten und dem reichsten Stadtteil Budapests – eine Population von insgesamt 130.000 Personen. Rund 4.700 Patienten mit der Diagnose TIA konnten herausgefiltert werden. Wie sich herausstellte, war nur ein Drittel von ihnen (35,4 Prozent) stationär behandelt worden. In fast jedem vierten Fall (23,5 Prozent) hatte man auf eine neurologische Abklärung verzichtet, obwohl TIA ein entscheidender Risikofaktor für einen späteren Schlaganfall darstellt. Auch alarmierend: Arme erkranken deutlich früher als Wohlhabende, und zwar um ganze vier Jahre. Bei Patienten aus dem Nobelbezirk lag das Durchschnittsalter zum Diagnosezeitpunkt bei 66 Jahren, bei Patienten aus dem ärmsten Bezirk bei 62 Jahren. „Für die Sekundärprävention ist es eine aufschlussreiche Erkenntnis, dass sozioökonomische Benachteiligung nicht nur ein bedeutender Risikofaktor für Schlaganfall ist, sondern auch für TIA“, so Prof. Bereczki.

„In etwa 20 Prozent der Fälle geht einem Schlaganfall eine transitorische ischämische Attacke voran. In den ersten Tagen nach der TIA ist das Risiko für einen Schlaganfall besonders hoch. Eine rasche Abklärung und eine sogfältige klinische Evaluierung können das Risiko, nach einer TIA einen Schlaganfall zu erleiden, um 80 Prozent verringern“, kommentierte Prof. Anna Czlonkowska (Warschau), Vorsitzende des EAN Subspecialty Scientific Panel Stroke, die aktuellen Daten. „Wir wissen, dass in einkommensschwachen Ländern oder Regionen die Schlangafall-bedingte Krankheitslast besonders hoch ist. Die von Dr. Bereczki und seinem Team präsentierten Ergebnisse bestätigen dies und zeigen, dass Präventionsmaßnahmen auf Länderebene besonders auch auf sozial benachteiligte Gruppen ausgerichtet sein sollten.“

Quelle: EAN-Abstract Bereczki et al, TIA hits at younger age in low income areas within one city – the Budapest Districts 8-12 Project

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