Festtag mit historischem Hintergrund
Wieder einmal stehen Allerheiligen und Halloween auf unseren Kalendern und Kinder mit der Bitte um Süßes vor unserer Tür. Oft gerät in Vergessenheit, dass es sich bei Halloween um weit mehr handelt, als einen Kinderspaß oder eine bunte Partynacht mit gruseligen Kostümen. Und auch der Zusammenhang zwischen Halloween und Allerheiligen ist den meisten heutzutage nicht mehr bewusst.
Abend vor Allerheiligen
Der November ist die trübe Brücke zwischen den bunten Herbstfarben des Oktobers und dem weihnachtlich ausgeschmückten Dezember. Die Bäume werden kahler, die Tage kürzer, mit dem Nebel stellt sich die Melancholie ein. So beginnt der Monat denn auch mit dem Gedenken an Tod und Vergänglichkeit: an Allerheiligen gehen die Menschen auf die Friedhöfe, um ihrer Toten zu gedenken. Der Friedhof wird in manchen Ländern dabei zum lebendigen Ort: so wird in Mexiko regelrecht auf den Gräbern gefeiert. Aber auch in europäischen Städten werden Friedhöfe rund ums Jahr gern als ruhige Parks genutzt. Allerheiligen erinnert uns daran, dass wir uns vom Tod nicht abgrenzen sollen und können.
Totengedenken
Allerheiligen gilt in der Katholischen Kirche als Hochfest. An Allerheiligen wird dem Namen nach nur der Heiligen gedacht, sowohl der bekannten als auch derer, die im Verborgenen rechtschaffen gelebt haben. Der Folgetag, Allerseelen, gilt dem Gedenken an alle toten Seelen. Dem allgemeinen Brauchtum nach gedenken die Menschen aber schon an Allerheiligen all ihrer lieben Verstorbenen, besuchen und schmücken deren Gräber und zünden dort Kerzen an. So drückt man seine Verbundenheit mit den Verstorbenen ebenso aus wie sein Bewusstsein für die eigene Sterblichkeit. Der Zeitpunkt im Jahr ist bewusst gewählt: Die Ernte ist erfolgt, die Natur tritt in ihre Ruhephase ein. Das Eingebundensein aller Menschen in diesen Kreislauf der Natur kann dabei durchaus ein versöhnlicher Gedanke sein, nicht nur für gläubige Menschen.
Halloween
„Viel kritisiert, jedoch aufgrund seiner Wurzeln teilweise ungerecht, wird das in den letzten Jahren von Amerika zu uns herübergeschwappte laute Halloween-Treiben,“ erläutert Holger Deussen, Inhaber eines Bestattungsunternehmens in der Region Aachen: „Halloween ist ein irischer Brauch und gelangte durch Einwanderer nach Amerika. Das Wort leitet sich vom englischen „All Hallows Eve“ ab, was nichts anderes bedeutet als „der Vorabend von Allerheiligen“. Traditionell wurde in dieser Nacht eine Art Gedenkwache gehalten, wie auch bei anderen christlichen Hochfesten üblich, zum Beispiel Heiligabend oder die Osternacht“. Ebenfalls wie bei anderen christlichen Hochfesten könnten zusätzlich heidnische – in diesem Fall: keltische – Rituale eingeflossen und dann verwischt worden sein. Der Geisterspuk in Orange und Schwarz befindet sich also sinngemäß durchaus im Einklang mit der Allerheiligen-Tradition. „Was stört ist eher, wie bei Weihnachten auch, die enorme Kommerzialisierung des Brauches, zuweilen zudem das schlechte Benehmen mancher Feiernden.“, stellt Holger Deussen fest. Zumeist jedoch ziehen friedliche Kinder am Abend vor Allerheiligen im Dunkeln an den Häusern vorbei und bitten um etwas Süßes. Die milde Gabe an Kinder sollte ursprünglich das Leiden der Toten im Fegefeuer mildern. Für Kinder macht Halloween Sinn: neben dem Spaß, mit Freunden durch die Straßen zu ziehen, können sie über die gruseligen Verkleidungen und Figuren ihren Ängsten Gestalt verleihen und die Furcht auf diese Weise überwinden. Hexen, Geister, Zombies, Spinnen, Kürbisfratzen, Skelette, Kunstblut – ihr Auftreten ist psychologisch funktional. Die ausgehöhlten Riesenkürbisse wurden übrigens als Wächter vor das Haus gestellt, um die herumirrenden Seelen der Toten abzuschrecken, die sich in der dunklen Jahreszeit angeblich wieder auf Erden tummelten.
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