„Im Juni, Bauer, bete, dass der Hagel nicht alles zertrete“, lautet eine Bauernregel. Denn Hagel, für manche ein beeindruckendes Naturphänomen, bringt Landwirten oft den wirtschaftlichen Ruin. Vor den finanziellen Verlusten können sie sich nur mit einer entsprechenden Versicherung schützen. Doch wer will das Ausmaß der Zerstörung auf dem Feld beurteilen? Es sind ehrenamtliche Schätzer, die nach einem Hagelschlag die Schäden begutachten und die Versicherer bei der Regulierung unterstützen. Für ihre Erfahrung und ihr Fachwissen gibt es bis heute keinen Ersatz.
Hagelschlag bedroht die Ernte. Bereits kleine Hagelkörner können für Feldfrüchte verheerend sein. Und diese Form des Niederschlags nimmt ständig zu. Hat es zum Beispiel in Baden-Württemberg 1986 nur fünf Tage gehagelt, waren es 2004 schon 34 Tage. Trotz dieser Entwicklung sind immer noch unzählige Hektar Ackerflächen in Deutschland nicht gegen die Folgen von Hagelschlag versichert. Aber hagelfreie Regionen gibt es nicht: Viele Landwirte in Teilen Sachsens, Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns mussten im letzten Jahr erhebliche Ertragsverluste hinnehmen. Sie hatten in der Annahme, es bestünde für ihren Betrieb kein Hagelrisiko, auf eine Hagelversicherung verzichtet.
Bevor die Versicherung für die finanziellen Folgen aufkommt, muss zunächst festgestellt werden, ob der Schaden tatsächlich auf Hagelschlag zurückzuführen ist. Denn Feldkulturen können auch durch andere Umstände geschädigt werden, zum Beispiel durch Schädlinge oder Anbaufehler. Steht der Hagel als Ursache zweifelsfrei fest, muss das Ausmaß der Zerstörung beurteilt werden. Diese schwierige Aufgabe übernehmen Hagelschätzer, die für die Versicherer ehrenamtlich tätig sind. Bei der Mecklenburgischen Versicherungsgruppe – eine der wenigen Versicherungen, die heute noch die Sparte Hagelversicherung anbieten – sind zum Beispiel rund 100 Schätzer bundesweit im Einsatz. Sie sind selber Landwirte, die mit viel Erfahrung und Fachkenntnis den Innendienst der landwirtschaftlichen Abteilung bei der Schadenregulierung unterstützen. Vor Ort sehen sie sich die zerstörten Anbaukulturen an und ermitteln den Folgeschaden. Trotz unterschiedlicher Versuche, die Schadenregulierung hoch empfindlicher Bestände zu modernisieren – unter anderem durch Satellitenfernerkundung – gibt es für den Sachverstand der ehrenamtlichen Hagelschätzer bis heute keinen Ersatz.
Entsprechend weiß der Versicherer aus Hannover, der seit seiner Gründung 1797 die Geschichte der Hagelversicherung maßgeblich mitgeschrieben hat, seine ehrenamtlichen Spezialisten zu würdigen. Auf regelmäßig stattfindenden Schätzertagungen bietet er ihnen Gelegenheit, ihre Kenntnisse aus den Bereichen Anbau und Verwertung der versicherten Kulturen zu erweitern, ihr Wissen auszutauschen und voneinander zu lernen. Kooperation ist wichtig unter Hagelschätzern, denn Witterungs- und Klimaverhältnisse sind ständig im Wandel, Unwetter wirken sich regional unterschiedlich aus und Standardabläufe gibt es nicht. Hagelereignisse ergeben sich oft unerwartet und mit unkalkulierbarer Intensität – Naturgewalten eben.