Am 1.7.1984 gründete Klaus Jost in Lauf bei Nürnberg die Jost AG, brachte sie 15 Jahre später an die Börse und passte mehrfach ihr Geschäftsmodell an den sich wandelnden Markt der Steuerberaterbranche an. Ein Interview mit dem Gründer und seinem Nachfolger, Sohn Alexander, liefert Einblicke.
Lauf, 30.06.2014 – Erfolg ist etwas, das sich einstellt, wenn man zwar lange genug bei vielen Sportarten mitspielt, am Ende aber instinktiv auf das richtige Pferd setzt. Zu dieser Überzeugung könnte gelangen, wer auf die Unternehmensgeschichte der Jost AG schaut. 1984 als Vertriebsbüro für die damals neuartigen PCs gegründet, zwischenzeitlich sowohl im Leasinggeschäft als auch im Büromaterialhandel tätig, konzentriert sich das Laufer Unternehmen seit nunmehr über achtzehn Jahren auf die Vermittlung von Kanzleien – und ist damit erfolgreicher als alle anderen. Doch hinter dem stetigen Wandel verbirgt sich hohe Kontinuität: Die Konstante, der Klaus Jost immer treu blieb, sind seine Kunden, die Steuerberater.
Herr Jost, Sie sind seit 30 Jahren Unternehmer, die Jost AG ist seit 15 Jahren an der Börse. Was macht Ihren Erfolg aus?
Klaus Jost: Ich glaube zwei Dinge: Zum einen wollte ich nie etwas anderes sein als Unternehmer und wusste schon mit 14, dass ich mich selbstständig machen werde. Zum anderen haben wir unseren Kunden, den Steuerberatern, immer Lösungen für die Probleme angeboten, die im Wandel der Zeit gerade akut waren – egal in welcher Konstellation wie das Angebot dann jeweils aussah.
Nach welchen Gesetzmäßigkeiten haben sich die Angebote der Jost AG denn verändert?
Klaus Jost: Sie sind mit der Zeit gegangen. Mitte der achtziger Jahre kamen die ersten PCs in die Kanzleien – eine echte Revolution! Da wollte ich dabei sein und die Steuerberater mit den passenden Geräten versorgen. Dazu gehörte auch Überzeugungsarbeit in den Kanzleien selbst. Denn in der Anfangszeit des Computers wollte in der Wirtschaft niemand etwas mit ihnen zu tun haben. Sie galten als reine Erfassungsmaschinen, und die Arbeit daran war bitte schön von den untersten Angestellten zu erledigen. Jost wurde in dieser Zeit der größte Olivetti-Händler Deutschlands. Später, als die Kanzleien zwar PCs hatten, aber keine vernünftigen Programme, sind wir in die Softwareentwicklung gegangen. Leider haben wir es – im Gegensatz zu anderen – nie geschafft, eine Standardlösung zu entwickeln, sondern immer nur individuelle Lösungen gefertigt.
Aber irgendwann hat Jost die IT-Welt ganz verlassen….
Klaus Jost: Steuerberater konnten bald an jeder Ecke einen geschäftstauglichen PC kaufen und auch an ordentlichen Programmen bestand irgendwann kein Mangel mehr.
Was brauchen denn Steuerberater heute ganz besonders?
Alex Jost: Zwei Dinge: In Zeiten der Überalterung des Berufsstandes verlässliche Nachfolgeregelungen und in Zeiten des Fachkräftemangels qualifiziertes Personal. Das sind deshalb genau die Bereiche, auf die wir uns seit einigen Jahren voll konzentrieren. Bei der Vermittlung von Kanzleien sind wir heute schon die Nummer eins in Deutschland, in der Personalvermittlung für diese Berufsgruppe wollen wir dies in den kommenden fünf Jahren werden.
Alexander, Sie sind seit 2007 im Vorstand der AG – wie klappt die Zusammenarbeit mit Ihrem Vater?
Alex Jost: Im Unternehmen bin ich sogar schon, seit ich zehn bin. Es hat mir einfach dort gefallen und ich bin immer mit einem der Mitarbeiter unterwegs gewesen. Natürlich gibt es immer wieder Reibungspunkte, wenn man als Vater-und-Sohn-Duo ein Unternehmen führt, aber wir haben unsere Strategien gefunden, damit konstruktiv umzugehen.
Ein wichtiger – positiver – Aspekt ist, dass wir uns so unähnlich sind. Deshalb hat jeder seine Bereiche und Projekte und es ist von vornherein beiden klar, in welchen Fragen wir völlig unterschiedliche Standpunkte haben. Klaus erwartet nicht, dass ich die Dinge genauso tue, wie er es machen würde.
Ist das immer so einfach, wie es jetzt klingt?
Klaus Jost: Meistens schon. Als Alexander damals in die Firma eingestiegen ist, habe ich zu ihm gesagt: Ich habe nach der Trennung von diversen Partnern den Laden immer allein weiter geführt. Wenn aber jetzt wieder einer geht, dann bin das ich. Bislang hat das aber noch keine Rolle gespielt.
Die Jost AG wird ja nicht nur 30, sie selbst werden auch 60 Jahre alt und erklären Steuerberatern oft, sie müssten beizeiten Ihre Nachfolge regeln. Wie lang wollen Sie persönlich denn die Jost AG führen?
Klaus Jost: Ich habe im letzten Herbst entschieden, dass ich noch zehn Jahre tätig bleiben möchte – so ich gesund bleibe. Und das ist kein Widerspruch zu der Notwendigkeit, die Nachfolge frühzeitig zu regeln. Wer das erledigt hat – und dabei auch bereits Verantwortung abgibt – der kann so lange im Beruf bleiben, wie es ihm Spaß macht.
Worauf sind Sie am meisten stolz?
Klaus Jost: Darauf, dass ich immer weiter gemacht und auch schwierige Zeiten durchgestanden habe. 2003, am Ende der EDV-Zeit, hat die Jost AG eine Million Euro Verlust gemacht, der Börsenkurs brach bis auf 1,41 Euro pro Aktie ein. Bereits 2005 lag er dann aber wieder bei 12,10 Euro und wir konnten einen Euro Dividende ausschütten.
Das brachte Sie damals auf die Titelseite der „Euro am Sonntag“ als einen der drei großzügigsten deutschen AG-Chefs….
Klaus Jost: Das stimmt. Viel wichtiger aber ist, dass wir seit 2004 nie mehr einen einzigen Euro Schulden hatten.
Alex Jost: Als unabhängige Vermittler sind wir rein den Interessen unserer Kunden verpflichtet; wir sind heute frei und unabhängig von dritten Unternehmen.
In den vergangenen 30 Jahren hat sich nicht nur Jost verändert, sondern auch der Berufsstand der Steuerberater und die Wirtschaftswelt ganz allgemein. Welche Trends sind Ihnen dabei besonders aufgefallen?
Klaus Jost: In der Beratungsbranche war Anfang des Jahrtausends das Thema ‚Kooperationen‘ ein ganz Wichtiges. Hier haben viele große Anstrengungen unternommen, um neue Formen der Zusammenarbeit zu organisieren. Am Ende hat sich aber gezeigt: Steuerberater sind doch klassische Freiberufler und arbeiten oftmals am liebsten allein.
Alex Jost: In der Zukunft wird u. a. das Internet das geschäftliche Umfeld der Steuerberater erheblich verändern. Alle Aufgaben, die nicht dem Vorbehalt unterliegen, lassen sich günstig unabhängig von Zeit und Ort über das Netz abwickeln. Finanz- und Lohnbuchhalter können dort die Arbeit erledigen, wo die Löhne niedrig sind. An den Mandanten gebracht werden die Leistungen via Internet.
Klaus Jost: Interessant sind auch noch Entwicklungen, die konkret die Nachfolge betreffen. Wir erleben heute Steuerberater, die nicht mehr nur aus Altersgründen ihre Kanzlei verkaufen wollen, sondern aus einer ganzen Reihe anderer Motive heraus, zum Beispiel, weil sie weniger Verantwortung tragen wollen. Auf der anderen Seite häufen sich die zwangsweisen Veräußerungen aufgrund eines Notfalls. Grundsätzlich geht es immer stärker um Lösungen denn um den klassischen Verkauf. Und eines ist auch klar: Jost wird immer da sein, wo mehr als zwei Steuerberater zusammen treffen.
Kanzleivermittlung
Jost AG
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