Debatte über ausländische Fachkräfte: Deutschland sucht das Super-Talent

Weg vom „Schmuddel-Image“, hin zur Charme-Offensive

von Ansgar Lange +++ Sindelfingen, Juni 2011 – Für den Personalexperten Michael Zondler ist der Fall völlig klar: Wenn Deutschland mehr ausländische Experten anlocken will, müssen wir weg vom „Schmuddel-Image“ und hin zu einer „Charme-Offensive“. „Die hochqualifizierten Ausländer müssen „gerufen“ werden – eine Imagekampagne für unser vielseitiges, modernes und sicheres Arbeitsland würde der Wirtschaft helfen. Dazu ein schlanker Eingliederungsprozess, der unsere Wirtschaft schnell unterstützt: Dies wäre schon ein großer Schritt nach vorn – angesichts der laufenden Grabenkämpfe unserer lieben Parteien. Für alles gibt es heute eine Kommission oder einen Round Table, wie wär´s mit der Kommission: „Deutschland – das attraktivste Land für Talente?“, so der Geschäftsführer des Sindelfinger Beratungsunternehmens Centomo http://www.centomo.de.

Der aktuellen politischen Debatte kann Zondler wenig abgewinnen. Statt der üblichen politischen Grabenkämpfe müssten schnell Lösungen her, damit das Land attraktiv werde für die Leistungsträger aus aller Welt. Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) setzt sich für Erleichterungen bei der Zuwanderung ein. Voraussichtlich würden aber nicht viele ausländische Fachkräfte den Schalmeienklängen des Staates folgen, „denn Deutschland hat lange signalisiert, dass wir niemanden brauchen“. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ http://www.spiegel.de berichtet, wie die schwarz-gelbe Bundesregierung ausländische Arbeitnehmer ins Land holen möchte. Die FDP wolle die Hürden für die Jobaufnahme senken, die Union wolle in Spanien nach Spezialisten fahnden. Und die Gewerkschaften melden schon jetzt Protest an. Laut „Spiegel“ fordern die Liberalen, die so genannte Vorrangprüfung in sämtlichen Branchen abzuschaffen. Bisher müssen Hochqualifizierte mindestens 66.000 Euro pro Jahr verdienen, wenn sie bei uns eine Chance bekommen sollen. „Es ist illusorisch zu glauben, dass Fachkräfte gerade am Anfang ihrer Karriere diese Gehälter verdienen. Daher ist eine Absenkung auf 40.000 Euro geboten“, so FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle. Die CSU lehnt eine Änderung des Zuwanderungsrechts jedoch strikt ab, so das Magazin. Der CSU-Wirtschaftsexperte Georg Nüßlein sagte der „Berliner Zeitung“: „Wir brauchen da keine Änderung.“ Die von der FDP und Teilen der Union geplante Senkung der Gehaltsgrenzen sei nicht nötig. „Wer das will, will keine Fachkräfte holen, sondern billige Arbeitskräfte“, so Nüßlein. Ins gleiche Horn stieß laut „Passauer Neuen Presse“ Gewerkschaftsboss Michael Sommer: „Die Forderung nach niedrigeren Einkommensgrenzen (für Zuwanderer) hat doch nur ein Ziel: Die Unternehmen wollen Billig-Hochqualifizierte – gute Qualifikationen erwünscht, aber schlecht bezahlt. Das ist eine Schande.“

Personalexperte Zondler hält eher solche Töne für eine Schande – oder für ein Zeichen von politischem Autismus: „Deutschland liegt mit einem Durchschnittsgehalt von rund 30.000 Euro innerhalb der wichtigsten Industriestaaten auf Platz 15. Wenn die CSU und DGB-Chef Sommer eine Absenkung des Mindesteinkommens für ausländische Fachkräfte auf 40.000 Euro ablehnen und mit dem Argument agitieren, man möchte damit erreichen, billige Arbeitskräfte ins Land zu holen, dann ist dies eine schallende Ohrfeige für die Arbeitnehmer in Deutschland. Statt sinnfreier politischer Debatten benötigt die deutsche Realwirtschaft pragmatische Lösungen. Die begehrten Arbeitskräfte werden im Weltmarkt umworben, und wir schotten uns mit schlechten Argumenten und bürokratischen Widerständen von überfälligen Anpassungen ab. Ein Marketing-Experte würde Deutschland einen Relaunch seiner Strategie im Umgang mit ausländischen Fachkräften empfehlen: Nach innen schnell weg vom „Schmuddel-Image“. Denn folgt man der CSU-Position, dürfen Ausländer froh sein, von uns geduldet zu werden, sie müssen sich schnell anpassen usw. usf. Thema verfehlt! Also, zeitgemäßes Denken, Reden und Handeln erwarten sicher auch die Hightech-Bayern von ihrer Regierungspartei – man will doch wettbewerbsfähig bleiben.“

Und nach außen müsse das Land eine Charme-Offensive starten – vielleicht mit der rassigen Brasilianerin Fernanda Brandao in der Auswahljury, nachdem Pop-Titan Dieter Bohlen in der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ ja in Zukunft auf ihre Dienste verzichten will. Schließlich hat die deutsche FHM die Ex-DSDS-Jurorin zur „Sexiest Woman in the World 2011“ gekürt. Und ein „sexy Image“ statt der muffigen politischen Rituale könne Deutschland nur gut tun, meint Zondler zu seinem nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag. Wenn man wie die CDU-Vorsitzende Angela Merkel daran festhalte, dass man High Potentials bekäme, wenn sich die Firmen nur intensiver um ältere Arbeitnehmer, Migranten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kümmerten, dann säße man einem Irrglauben auf.

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