Immer mehr Single-Haushalte in Deutschland

werden wir beziehungsunfähig?

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(ddp direct) Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Das hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden festgestellt. Demnach leben in ¾ aller deutschen Haushalte höchstens zwei Personen. Knapp die Hälfte von ihnen (41 %) sind sogenannte Single-Haushalte. Im Jahr 1991 lag ihr Anteil bei etwa einem Drittel (34%). Er besteht aus Mittvierzigern, die sich nach einer Trennung zunächst eine eigene kleine Wohnung suchen und aus Älteren ab Mitte 60, die verwitwet sind.

Soziologen haben herausgefunden, dass dieser Personenkreis seltener als noch vor 20 Jahren wieder eine feste Partnerschaft eingeht. Geschiedene oder Verwitwete bleiben heutzutage länger als zwei Jahre oder sogar für immer alleine. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben sachlichen Gründen (z. B. Single-Zweitwohnung für Berufspendler) gibt es auch psychologische Entwicklungen. Ich-Bezogenheit und Egoismus führten dazu, dass viele Deutsche lieber alleine leben.

Die Beobachtungen ergaben außerdem, dass sich die Grundhaltung der Deutschen im Laufe der letzten 30 Jahre verändert hat – vom Familienmenschen zum Einzelkämpfer. Daraus habe sich eine gewisse Beziehungsunfähigkeit entwickelt. So wollten die Menschen zwar einerseits gerne (wieder) einen festen Partner, aber am liebsten bei getrennten Wohnungen. Vor allem Geschiedene wollten nicht mehr so viel von sich preisgeben, wie es für ein vertrauensvolles gemeinsames Zusammenleben unter einem Dach nötig sei . Sie wünschen sich zwar einen Partner für die schönen Stunden zu zweit, wollten sich aber gleichzeitig ein Refugium bewahren, in das sie sich zurückziehen können, oft aus Angst, ausgenutzt zu werden.

Die Diplom-Sozialpädagogin Ingrid Kreuzer hat diese Einstellung bei vielen Gesprächen mit Singles herausgehört oder sogar direkt gesagt bekommen. Diese Menschen wollten sich nicht mehr ganz einlassen, auch, wenn sie sich das selbst nicht eingestehen. Gerade Geschiedenen fehle außerdem oft eine positive Ausstrahlung. Diese sei notwendig, wenn man einen neuen Partner kennenlernen und von sich überzeugen will, so Kreuzer, die Geschäftsführerin der Partnervermittlung „Der gemeinsame Weg“ in Hofheim am Taunus ist. Viele Klienten, die schon eine oder mehrere Beziehungen hinter sich hätten, strahlten eine gewisse Frustration aus: „Die sind total verhärmt, und man sieht es ihnen schon von Ferne an.” Hinzu komme oft eine schroffe, unfreundliche Art, zu sprechen. Manche achteten auch nicht auf ihr Äußeres. Ohne entsprechendes Coaching und Typberatung würden diese Menschen vermutlich nie wieder einen Partner finden, folgert Kreuzer. Als Partnervermittlerin verstehe sie deshalb ihre erste Aufgabe darin, diesen Menschen ein positives Lebensgefühl zurückzugeben. Mit Beratungsgesprächen und mit der Erfahrung von 28 Jahren Partnercoaching- und -vermittlung bringt sie sie dazu, das Positive ihres Lebens wieder in den Vordergrund zu stellen: „Frustrierte Menschen denken oft negativ. Die Betroffenen haben zwar einen Partnerwunsch, aber im Stillen denken sie: „Das wird ja sowieso nichts.“ Und so seien viele Vermittlungsversuche vergeblich.

Ein weiteres Vermittlungshindernis seien unrealistische Partnerwünsche. So mancher möchte seinen Traumpartnerin förmlich „gebacken“ bekommen. Kreuzer: „Da müssen wir viel Überzeugungsarbeit leisten, um manche Klienten auf den Boden der Realität zurückzuholen.“ Wenn die Kunden wieder offener und positiver seien, komme es schon bald zur erfolgreichen Partnervermittlung.

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