Die Katarakt – Abhilfe bei Grauem Star

Prof. Dr. Philipp Jacobi, leitender Chirurg der Augenklinik Veni Vidi in Köln, erklärt Erkrankung und Therapie.

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Prof. Dr. Philipp Jacobi

Was genau ist eine Katarakt?
Die Katarakt – oder der Graue Star – ist eine Trübung der im Normalfall klaren Augenlinse, die im fortgeschrittenen Stadium zum Verlust der Sehschärfe führt. Man erkennt im Verlauf der Erkrankung eine gräuliche Trübung des Auges im Bereich der der Linse, woraus sich die deutsche Bezeichnung „Grauer Star“ ableitet.
Erste Symptome des Grauen Stars sind verschwommenes Sehen und eine erhöhte Blendungsempfindlichkeit. Auch die Wahrnehmung von Kontrasten wird reduziert, was eine Sicht wie durch einen Nebelschleier bewirkt. Außerdem können die Hell-Dunkel-Adaption des Auges sowie das räumliche Sehen beeinträchtigt werden.
Der Graue Star entwickelt sich hierzulande meist zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr. In Entwicklungsländern tritt er aufgrund von Mangelernährung bereits deutlich früher auf. Ursachen für die Entwicklung eines Grauen Stars können starke UV-Einstrahlung, Diabetes Mellitus, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente wie zum Beispiel Kortison und Begleiterscheinungen einiger Vorerkrankungen sein. Röteln in der Schwangerschaft können eine Katarakt bereits bei Neugeborenen auslösen. Die genaue Ursache kann im Einzelfall jedoch meist nicht klar ermittelt werden.

Wie kann eine Katarakt behandelt werden?
Zur Behandlung einer Katarakt steht keine konservative Therapie zur Verfügung. Um erfolgreich zu behandeln, bleibt im Verlauf der Erkrankung nur eine Operation. Diese ist in der chirurgischen Abteilung unserer Augenklinik Veni Vidi in Köln mit mehreren tausend Eingriffen pro Jahr die am häufigsten durchgeführte Operation.
Schon im Altertum wurde von Versuchen der chirurgischen Linsenkorrektur bei Grauem Star berichtet. Die Idee zum Einsetzen einer künstlichen Linse aus Glas datiert auf das Ende des 18. Jahrhunderts und wurde in Italien vorgenommen. 1998 entwickelten wir die minimal-invasive Kataraktchirurgie in Tropfanästhesie unter Einsatz einer faltbaren Multifokallinse.

Welche Kunstlinsen gibt es und wie werden sie eingesetzt?
Bei einer Operation des Grauen Stars wird die eingetrübte natürliche Linse durch eine künstliche Linse ersetzt. Die Operation ohne Linsenimplantat würde für den Patienten eine ausgesprochen verschwommene Sicht bedeuten, da das Auge bis zu 18 Dioptrien weitsichtig wäre. Herkömmliche sphärische Linsen, auch Monofokallinsen genannt, können die Altersweitsichtigkeit, die ab dem 40. Lebensjahr durch den zunehmenden Elastizitätsverlust der natürlichen Augenlinse entsteht, nicht ausgleichen. Eine Lesebrille wird zusätzlich zur Operation nötig.
Mit dem Einsetzen von Intraokularlinsen mit Zusatznutzen eröffnet sich die Möglichkeit, zum Beispiel zusätzlich Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Dies ist bei hohen Refraktionswerten ein zusätzlicher Vorteil. Moderne Gleitsichtlinsen, sogenannte Multifokallinsen, bieten eine deutlich verbesserte Sehqualität und ermöglichen eine weitgehende brillenfreie Nah- und Fernsicht.
Bei einer vorliegenden Hornhautverkrümmung kann eine torische Linse gewählt werden, die die Hornhautverkrümmung aufhebt.
Eine asphärische Linse ermöglicht die Bündelung von Lichtstrahlen in einem Punkt für besseres Kontrastsehen bei schlechtem Licht.
Eine neue Methode der Katarakt-Operation ist das Einsetzen der sogenannten Licht-adjustierbaren Linse (LAL). Bei dieser Linse kann nach der Operation durch eine Bestrahlung mit UV-Licht die Brechkraft nachjustiert werden.

Wann und wie wird eine Operation durchgeführt?
Die Linsentrübung kann langsam oder schnell fortschreiten, sie kann auch über Jahre hinweg unverändert bleiben. Nicht immer korreliert der Grad der Trübung der Augenlinse mit der subjektiven Sehschärfe. Beispielsweise kann eine kleine umschriebene, aber zentral gelegene Linsentrübung das Sehvermögen viel mehr beeinträchtigen als eine größere, mehr in der Linsenperipherie gelegene Trübung.
Der richtige Operationszeitpunkt ist individuell verschieden. Normalerweise empfehlen wir unseren Patienten einen Eingriff, wenn die Sehkraft für ihr alltägliches Leben nicht mehr ausreicht. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn im Haushalt, am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr Sehprobleme auch mit Brille auftreten.
Eine Kunstlinse hält ein Leben lang. So besteht gerade für ältere Patienten kein Grund, die Operation hinauszuzögern, da sich nach einer sehr kurzen Rehabilitationsphase eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität einstellt.
Vor der Operation findet ein ausführliches Patientengespräch statt und der allgemeine Gesundheitszustand und die Sehqualität werden überprüft.
In über 90 Prozent der Fälle findet der Eingriff ambulant statt. Zur Gewährleistung einer schmerzfreien Operation reicht im Normalfall bei erwachsenen Patienten die lokale Tropfanästhesie, bei der das Betäubungsmittel auf die Augenoberfläche geträufelt wird. Durch eine sehr leichte Klammer werden das obere und untere Lid während der Operation auseinandergehalten. Damit das Auge nicht trocken wird, tropft man in regelmäßigen Abständen Benetzungsflüssigkeit darauf.
Der gesamte Eingriff dauert in der Regel etwa 20 Minuten und wird unter einem Operationsmikroskop ausgeführt. Die Öffnung des Augapfels erfolgt durch einen zwei Millimeter langen Schnitt mit einer Diamantklinge. Die hauchdünne Hülle, die die Linse umgibt, wird geöffnet, um die getrübte Linse zu entfernen. Sie wird unter Verwendung eines Spezialgerätes durch feinste Ultraschallschwingungen zerstäubt und zugleich absaugt. Dieses Verfahren nennt sich Phakoemulsifikation.
In die zurückbleibende leere Linsenhülle, den sogenannten Kapselsack, wird die Kunstlinse, zusammengerollt oder gefaltet, eingepflanzt. Befindet sie sich an der richtigen Stelle, wird sie durch den Operateur entfaltet. Diese Methode ermöglicht den extrem kleinen Einschnitt in den Augapfel. Die heute verwendeten Materialien wie Silikon oder Akryl werden vom Körper gut toleriert. Die Linse verbleibt zeitlebens im Auge, muss nicht ausgewechselt werden und ist nicht zu spüren. Unverträglichkeit oder Allergien gegen die verwendeten Materialien sind extrem selten. Nur in wenigen Fällen wird die Schnittstelle durch feinste Nähte gesichert. In der Regel verschließt sie sich von allein.
Am Ende des Eingriffs wird ein fester Augenverband angelegt, der bis zur Kontrolle am nächsten Tag vor dem Auge verbleibt.

Wie verläuft die Nachsorge und welche Komplikationen können auftreten?
Postoperativ werden für etwa drei bis vier Wochen antibiotische sowie entzündungshemmende Augentropfen angewendet und je nach Heilverlauf zwei, drei oder auch mehr augenärztliche Kontrollen durchgeführt. Der Patient sollte in dieser Zeit starke körperliche Anstrengung und schweres Heben vermeiden.
Wenn beide Augen operiert werden müssen, sollte man die Eingriffe in einem Abstand von einigen Wochen durchführen. Nach der zweiten Operation dauert es nochmals bis zu acht Wochen, bis der Heilungsverlauf soweit abgeschlossen ist und sich eine stabile Situation eingestellt hat, die gegebenenfalls eine Anpassung neuer Brillengläser erlaubt.
Da die natürliche Augenlinse entfernt wurde, kann der Graue Star nicht wieder auftreten. Es ist jedoch möglich, dass sich die Linsenkapsel, welche im Auge zur Aufnahme der künstlichen Linse belassen wird, nach Monaten oder Jahren nochmals, also sekundär, eintrübt. Wir sprechen in diesem Falle von einem „Nachstar“. Dieser ist unvermeidbar, kann aber ambulant mit einem kleinen Lasereingriff dauerhaft behandelt werden. Er tritt bei etwa vier Prozent aller Katarakt-Operationen auf.
Wie sollte das Endergebnis aussehen?
Nach Abnahme des Augenverbandes ist der erste Eindruck der meisten Patienten, dass sie Farben viel kräftiger sehen als vorher und die Sicht insgesamt heller bis hin zu einer leichten Blendung wahrgenommen wird. Je nach Wahl der eingesetzten Kunstlinse sollte ein scharfes Nah- und Fernsehen mit guten Kontrasten und bei verschiedenen Lichtverhältnissen schon kurze Zeit nach der Operation möglich sein. Die in das Auge eingesetzte Kunstlinse ist seit über 30 Jahren erfolgreich erprobt und hält ein Leben lang. Die Linsenstärke kann vor der Operation relativ genau berechnet werden.

Ob der Patient nach der Operation eine Brille benötigt, hängt wesentlich vom individuellen Anspruch und dem Entfernungsbereich ab. Oft ist zum Sehen in der Ferne keine Brille notwendig. Sofern eine einfache, also keine multifokale Linse implantiert wurde, ist eine Lesebrille allerdings notwendig.

Veni Vidi – Ärzte für Augenheilkunde vereinigt vier hochmoderne Augenarztpraxen im Kölner Raum, unter der Leitung von Dr. Angela Zipf-Pohl und Prof. Dr. Philipp Jacobi. Veni Vidi bietet das gesamte Spektrum moderner Augenheilkunde mit Diagnostik, Lasertherapie, Laserchirurgie, der ambulanten und stationären operativen Versorgung, der ästhetischen und refraktiven Chirurgie sowie Akupunktur.
Die erste Praxis wurde 2005 im Kölner Westen gegründet.

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