Aktuelle Studien belegen die Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung
Leimen, 07.03.2013 – Kein Zweifel: Bestimmte HP-Viren (Humane Papillomviren) können Tumore am Gebärmutterhals auslösen. Aber welche Maßnahme eignet sich am besten für eine effektive Vorsorge? Aktuelle Studien belegen die hohe Wirksamkeit der HPV-Impfung und es gibt keinen Hinweis, dass ein Zusammenhang zwischen der Impfung und unerwünschten Wirkungen besteht.
Für den Beleg, dass eine Infektion mit bestimmten HPV-Typen (z. B. 16 und 18) zu Gewebeveränderungen und bei einer über Jahre andauernden Infektion in einigen Fällen zu Krebs führen kann, hat der deutsche Mediziner Prof. Harald zur Hausen 2008 den Nobelpreis erhalten. Die HPV-Typen 16 und 18 sind zusammen für etwa 70 Prozent der Krebserkrankungen am Gebärmutterhals verantwortlich. Als Erreger von Genitalwarzen sind die HPV-Typen 6 und 11 für etwa 90 Prozent der Fälle verantwortlich. Abgesehen davon können HP-Viren auch Krebserkrankungen in der männlichen und weiblichen Intimzone verursachen. Selbst bei Erkrankungen im Kopf- und Hals-Rachen-Bereich spielen bestimmte HPV-Typen eine Rolle: Jährlich erkranken etwa 2.500 Frauen und 12.700 Männer in Europa an Kopf- und Halstumoren, die einen Zusammenhang mit HPV-Infektionen vermuten lassen (1,2).
Empfohlene Standardimpfung für Mädchen und Jungen
Eine effektive Prävention vor HPV-bedingten Erkrankungen, wie z. B. Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen, kann die HPV-Impfung bieten. Schließlich richtet sich diese gegen die Hochrisiko-Typen HPV 16 und 18. Zudem kann einer der beiden verfügbaren Impfstoffe einen Schutz vor HPV 6 und 11 – den Genitalwarzen-Erregern – aufbauen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung gegen die HPV-Typen 16 und 18 für alle Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Die Impfung mit drei Dosen sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein (3). Da die Viren über Haut- und Schleimhautkontakt übertragen werden, ist die HPV-Infektionsgefahr mit Beginn der sexuellen Aktivität (z. B. Petting oder Geschlechtsverkehr) gegeben. Vor diesem Hintergrund und weil der Effekt der Impfung vor einem Kontakt mit dem Erreger am größten ist, ist eine frühzeitige Impfung sinnvoll. Die HPV-Impfung bildet zusammen mit der regelmäßigen Krebsfrüherkennungsuntersuchung ab dem 20. Lebensjahr die bestmögliche Vorbeugung vor Gebärmutterhalskrebs.
Aktuell befürwortet die Impfkommission aus Sachsen (SIKO) auch die HPV-Impfung für Jungen im Alter von 12 bis 26 Jahren (4). Die HPV-Impfung für Jungen und Männer kann zu einer höheren Impfrate in der Bevölkerung beitragen und so über das Prinzip der Herdenimmunität indirekt auch ungeimpfte Mädchen schützen. Auch eine mögliche Ausrottung einiger HP-Viren ist nur zu erreichen, wenn beide Geschlechter geimpft sind. Nobelpreisträger Prof. Harald zur Hausen plädiert seit langem nachdrücklich dafür, dass auch Jungen geimpft werden sollten (5).
Deutliche Reduzierung HPV-bedingter Erkrankungen bei Jungen und Männern
Die SIKO stützt ihre Empfehlung unter anderem auf die Ergebnisse einer klinischen Studie (6). Diese schloss über 4.000 Jungen und Männer im Alter von 16 bis 26 Jahren ein. Nach einer Nachbeobachtung von rund drei Jahren wurde die Wirksamkeit der HPV-Impfung zum Schutz vor bestimmten HPV-bedingten Läsionen (Gewebeveränderung) im Anal- und Genitalbereich sowie Genitalwarzen beurteilt. Bezogen auf die Probandengruppe, die alle drei Impfstoffdosen innerhalb eines Jahres erhalten hatte und zu Studienbeginn negativ für die relevanten HPV-Typen der Impfung war, reduzierte der Impfschutz bestimmte HPV-assoziierte Erkrankungen im Genitalbereich und Genitalwarzen um rund 90 Prozent.
190.000 geimpfte Mädchen ohne Nebenwirkungen
Die HPV-Impfung gehört zu den am besten erforschten Impfstoffen hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit, was ausschlaggebend für eine offizielle Empfehlung ist. Weltweit wurden bisher ca. 100 Millionen Impfdosen ausgeliefert. Eine umfangreiche Datenauswertung einer US-amerikanischen Krankenkasse bestätigt das sehr gute Sicherheitsprofil (7): Bei ca. 190.000 geimpften Mädchen wurden keine gravierenden Nebenwirkungen wie Autoimmunerkrankungen, venöse Thrombosen und Todesfälle im Zusammenhang mit der Impfung gegen bestimmte HPV-Typen beobachtet. Die beobachteten Nebenwirkungen entsprechen denen anderer Standardimpfungen.
Weiterführende Studien belegen Wirksamkeit der HPV-Impfung
Eine Analyse des Bremer Instituts für Epidemiologie und Präventionsforschung (BIPS) zeigt anhand der Datenauswertung von über sechs Millionen Krankenversicherten, dass die Zahl der Neuerkrankungen an Genitalwarzen bei jungen Frauen zwischen 2007, dem Jahr der Einführung des Impfstoffes gegen bestimmte HPV-Typen, und 2008 um fast 23 Prozent innerhalb eines Jahres gesunken ist (8). Noch beeindruckender sind die Zahlen aus Australien, wo durch ein staatliches Schulimpfprogramm sehr hohe HPV-Impfraten bei Mädchen und jungen Frauen erzielt wurden. So sind die Neuerkrankungen an Genitalwarzen seit Einführung des Impfprogramms bei Frauen und Männern unter 21 Jahren um fast 90 Prozent zurückgegangen (9). Eine weitere australische Studie belegt die Wirksamkeit der HPV-Impfung hinsichtlich krankhafter Gewebeveränderungen am Gebärmutterhals. So hat sich die Zahl der Fälle von Krebsvorstufen bei Frauen unter 18 Jahren fast halbiert (10).
Eine weitere Populationsuntersuchung zeigt erstmals den Rückgang der Prävalenz* von HPV 6, 11, 16 und 18 nach Einführung des nationalen HPV-Impfprogramms in Australien um 77 Prozent bei jungen Frauen (11). Außerdem belegen zwei große Nachbeobachtungsstudien mit jungen Frauen sowie Mädchen und Jungen den langanhaltenden Impfschutz von bis zu acht Jahren (12,13).
Impfanlässe nutzen
Die fundierte Datenlage untermauert den präventiven Nutzen durch die HPV-Impfung. Deshalb gehört sie auch zum Impfpaket der sechs Standardimpfungen im Rahmen der Jugendgesundheitsuntersuchung (J1). Die J1 ist ein kostenloses Leistungsangebot der gesetzlichen Krankenkassen für Jugendliche im Alter von 12 bis 14 Jahren. Kinder- und Jugendärzte oder Hausärzte führen diese Vorsorgeuntersuchung durch. Ebenfalls wird auch beim Frauenarzt der Impfpass überprüft und die Impflücke bei der Standardimpfung gegen HPV geschlossen. Interessierte Eltern können sich in der Praxis ihres Kinder- und Jugendarztes, Hausarztes oder Frauenarztes oder unter www.impfenaktuell.de informieren.
Quellen:
1. Syrjanen S. The role of human papillomavirus infection in head and neck cancers. Ann Oncol. 2010;21 Suppl 7:vii243-5.
2. Hartwig S et al. Estimation of the epidemiological burden of human papillomavirus-related cancers and non malignant diseases in men in Europe: a review. BMC Cancer. 2012;12:30.
3. STIKO. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am RKI. Epidemiologisches Bulletin 2012; Nr. 30:283-310.
4. SIKO. Empfehlungen der Sächsischen Impfkommission zur Durchführung von Schutzimpfungen im Freistaat Sachsen. Stand Januar 2013. Impfempfehlungen E1: 1-30.
5. zur Hausen H. HPV vaccines: what remains to be done? Expert Review Vaccines 2011; 10(11): 1505-1507
6. Giuliano AR et al. Efficacy of Quadrivalent HPV Vaccine against HPV Infection and Disease in Males. N Engl J Med 2011; 364:401-411.
7. Klein NP et al. Safety of quadrivalent Human Papillomavirus Vaccineadministered routinely to females. Arch Pediatr Adolesc Med 2012;1-9.
8. Mikolajczyk RT et al. Abstract SS 12-3. Eurogin 2012.
9. Read TRH et al. The near disappearance of genital warts in young women 4 years after commencing a national human papillomavirus (HPV) vaccination programme. Sex Transm Infect 2011;87(7):544-7.
10. Brotherton JM et al. Early effect of the HPV vaccination programme on cervical abnormalities in Victoria, Australia: an ecological study. Lancet 2011;377(9783):2085-2092.
11. Tabrizi SN et al. Fall in human papillomavirus prevalence following a national vaccination program. J Infect Dis 2012;206(11):1645-51.
12. Krüger Kjaer S et al. Long-term effectiveness of Gardasil in the Nordic countries. IPC 2012.
13. Saah A et al. Long-term extension study of Gardasil in adolescents; results through month 96. IPC 2012.
* Als Prävalenz bezeichnet man die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms (hier Infektion) in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt.
SPMSD ist ein europäisches Gemeinschaftsunternehmen von Sanofi Pasteur und Merck & Co. Inc.: Wir haben uns als Einzige ausschließlich auf Herstellung und Vertrieb von Impfstoffen spezialisiert. Impfungen gehören zu den wirksamsten und wichtigsten vorbeugenden Gesundheitsmaßnahmen – mit unseren Produkten schützen wir Menschen aller Altersklassen vor impfpräventablen Infektionskrankheiten. Weltweit arbeiten Forscherteams an der Entwicklung neuer und der Verbesserung bewährter Impfstoffe. Dabei ist es Ziel, deren Wirksamkeit, Verträglichkeit und Akzeptanz ständig zu verbessern. Auf der Dialogplattform www.impfenimdialog.de beantworten Experten von SPMSD persönlich individuelle Fragen rund um das Thema Impfen.
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