von Julius Burghardt – OPTIMUS Redaktion
Seltsame Flugmaschinen, spinnenbeinige Greise, unersättliche Monster – sie alle sind Teil eines ganzen Universums an Merkwürdigkeiten, geschaffen aus dergrenzenlosen Phantasie des Japaners Hayao Miyazaki. Seinezu Teilen Oscar prämierten Meisterwerke wie „Chihiros Reise in das Zauberland“, „Prinzessin Mononoke“ oder „Das wandelnde Schloss“ genießen im Land der aufgehenden Sonne höchste Anerkennung. Längst hat dieser Zauber auch den Westen erreicht: Die magischen Welten, die Miyazaki in seinen Animationsfilmen erschafft, sind über alle kulturellen Grenzen hinaus phantastische Träumereien, in denen Zeit und Geschichte verschmelzen, die Realität jedoch immer wieder aufblitzt. Denn die Werke des genialen Autors bieten nicht nur Zuflucht, sie halten uns auch den Spiegel vor, zeigen unverhüllt die Probleme unserer eigenen Welt, erzählen von Leid, Tod und der Zerstörung unseres Planeten. Es sind Parallelwelten, die Miyazaki in seinen Filmen erschafft, Welten voll Ähnlichkeit, aber auch Distanz zu unserer eigenen. Ein faszinierendes Phänomen, das sich auch in vielen Filmen westlicher Regisseure findet, jedoch im Werk Miyazakis einen Facettenreichtum offenbart, wie man ihn sonst kaum findet. Aus diesem Grund entschied sich Stefanie Kimler dazu, das japanische Genie zum überragenden Beispiel ihrer Masterarbeit zu machen, die von der Funktion und Konstruktion eben jener Parallelwelten handelt. Kimler, die in Bayreuth und Tampere (Finnland) Theater, Literatur und Medien studiert hat, erfasst in ihrem faszinierenden Werk die Wirkung und Konstruktion von Parallelwelten auf theoretischer wie auch auf praktischer Ebene, beispielhaft erläutert an den phantastischen Filmen Hayao Miyazakis. Ein wechselhafter Pfad, wie schon das Titelbild des Fotografen Ben Heine vermuten lässt. Wer also in die Tiefenstruktur der Phantastik und die Zauberwelt des Anime-Meisters eintauchen möchte, egal ob Wissenschaftler oder Filmeliebhaber, ist mit diesem Buch gut beraten.