München, 11. Dezember 2012 – Zalando, nach eigenen Angaben größter Anbieter für Fashion und Schuhe im deutschen Onlinemarkt, ist bei einem Anteilsverkauf mit fast 3 Mrd. Euro bewertet worden. Nach etwas über 500 Mio. Euro im Jahr 2011 soll der Umsatz 2012 auf über 1 Mrd. Euro steigen.
Der gesamte Internethandel wächst in Deutschland seit Jahren mit zweistelligen Raten, der Umsatz des Schuheinzelhandels hingegen ist insgesamt (stationärer Handel und Versandhandel in Summe) rückläufig. Das Statistische Bundesamt schätzt den Umsatzrückgang 2011 auf 0,4%, der Bundesverband des Deutschen Schuheinzelhandels sogar auf 2,0%.
„Tatsächlich hat der Onlineversandhandel von Schuhen aber trotz der starken werblichen Präsenz von Zalando, Mirapodo, Javari & Co erst einen geringen Marktanteil erreicht“, berichtet Joachim Stumpf, Geschäftsführer der IPH Handelsimmobilien GmbH aus München.
Der Onlinehandel mit Schuhen hat mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen, wie der konventionelle Versandhandel: bei hohen Retouren-Quoten profitabel zu arbeiten. Online- und Versand-Kunden bestellen in der Regel verschiedene Schuh-Modelle und Größen zur Auswahl, um das Passende auszusuchen, der Rest wird zurückgeschickt. Diese Retouren für den Wiederversand fertig zu machen, ist arbeitsintensiv und kostet somit viel Geld.
„Trotz gegenteiliger Wahrnehmung aufgrund der TV-Werbung der Onlinehändler ist die Schuhbranche derzeit noch weitgehend resistent gegen die Konkurrenz aus dem Internet“, stellt Stumpf mit Blick auf die Rolle des Schuheinzelhandels als Mieter fest.
Vor dem Hintergrund des unübersehbaren Bedeutungsgewinns und der Aggressivität der Wettbewerber aus dem Internet wäre es aus Sicht des Experten aber fahrlässig von der Branche, wenn sie nicht auf den Online-Schuhhandel reagieren würde.
Der Aufbau eines eigenen Online-Handels als zweites Standbein neben dem stationären Geschäft ist ein Weg, den viele etablierte Anbieter wie Lloyd, Tamaris oder Görtz bereits beschritten haben. Andere Schuheinzelhändler suchen die Lösung in der Großfläche und in einem vielfältigen Sortiment. Gerade im Fachmarktbereich zeigen Anbieter wie Schuh Mücke aus Süddeutschland, der sich laut Stumpf ausdrücklich als Wettbewerber des Onlinehandels versteht, welche Möglichkeiten der stationäre Schuheinzelhandel im Kampf um die Gunst der Kunden hat. Auf Flächen von durchschnittlich 2.800 m² an 10 Standorten in Süddeutschland präsentiert Schuh Mücke eine umfangreiche, nach Schuhgrößen und Farben sortierte Auswahl an Modellen. Mit dieser Vielfalt will das Unternehmen auf das umfassende Angebot der Internet-Plattformen antworten. Angestrebt werden derzeit Verkaufsflächen von 4.000 m².
Das Stichwort für den stationären Einzelhandel im Wettbewerb mit dem Internet heißt „Erlebnisorientierung“. Anders als etwa in der Modebranche, in der die Filialisten stark auf dem Vormarsch sind, ist der Fachhandel die dominierende Betriebsform im Schuhhandel und er konnte in den vergangenen Jahren noch an Bedeutung gewinnen. 2011 betrug der Marktanteil des Fachhandels am rund 8,7 Mrd. Euro großen deutschen Schuhmarkt über 63%.
Erfreulich aus Sicht der Immobilieneigentümer: Vertikale Schuhanbieter, die Herstellung und Verkauf aus einer Hand liefern, drängen auf den Markt und suchen Flächen in Fußgängerzonen und Shopping-Centern. Ein Beispiel ist der vertikale Anbieter Tamaris aus der Wortmann-Gruppe, der bevorzugt in Shopping-Centern expandiert. Bei den gleichfalls gefragten Fachmarktkonzepten, die auch City- und Shopping-Center-Lagen belegen, geht der Trend zu Verkaufsflächen von 1.000 m² und mehr.
Für Vermieter ist diese Entwicklung aus Sicht von IPH-Geschäftsführer Stumpf eine gute Position. Einerseits ist kein flächendeckendes Sterben des Fachhandels zu befürchten, andererseits können sie auch relativ kleine Flächen an bonitätsstarke vertikale Schuhanbieter vermieten. Ausnahmen wie die Insolvenz des traditionsreichen Anbieters Leiser und die Konsolidierungsphase beim Hamburger Schuhfilialisten Görtz mit partiellen Filialschließungen sind die Ausnahmen, die hier die Regeln bestätigen.
Über die IPH Handelsimmobilien GmbH (www.iph-online.de)
Die IPH Handelsimmobilien GmbH, gegründet 1994, mit ihrem Hauptsitz in München und den Niederlassungen in Hamburg, Köln und Leipzig ist eine Tochtergesellschaft der BBE-Handelsberatung. Sie ist Dienstleister für alle Fragestellungen rund um die Handelsimmobile. Die IPH konzipiert, entwickelt und vermarktet einzelne Handelsflächen bis hin zu Einkaufs- und Fachmarktzentren, ob Revitalisierung oder Neuansiedlung. Ein weiteres Spezialgebiet ist das Center- und Propertymanagement.
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