Die Linken-Politikerin Petra Pau hat nun ausführlich über den zeitweiligen Verlust ihrer Stimme gesprochen. Seit zwei Jahren leidet sie an einer mysteriösen Krankheit, die am 5. Mai 2010 begann. Vor laufender Kamera blieb der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags plötzlich die Stimme weg.
Der erste Arzt habe eine Nervenerkrankung diagnostiziert, bei der die Sprachmuskulatur verkrampfe, sagte sie jetzt der „Welt am Sonntag“. Er habe ihr nicht helfen können. Sie sei dann ein Jahr nahezu stumm geblieben. Hunderte besorgte Anfragen hätten die Linken-Politikerin daraufhin erreicht. Sie selbst habe sich sich ihre Stimme mühsam zurückerobert. Vier Wochen habe sie in einem Sprachtherapiezentrum in Bad Rappenau verbracht. „Da merkt man, dass man mit dem Problem nicht allein auf der Welt ist“ sagte sie der „Welt am Sonntag“. Eine große Hilfe im Bundestag sei ausgerechnet der CSU-Politiker Eduard Oswald gewesen. Als dieser im März 2011 Vizepräsident des Deutschen Bundestages geworden sei, habe er immer darauf geachtet, dass bei Paus Reden immer ein Glas Wasser neben ihr stand. Und wenn er gesehen habe, dass es mit Paus Stimme schwierig wurde, habe er angeboten, sie abzulösen. „In einem solchen Fall spielen politische Einstellungen keine Rolle für mich“, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Da ist es selbstverständlich zu helfen.“ Er hätte dies auch für jeden anderen Kollegen getan, betonte Oswald: „Es muss in einer Demokratie über alle Meinungsverschiedenheiten hinweg doch auch immer ein menschliches Miteinander geben.“ Er habe immer bewundert, mit welcher Energie Petra Pau gegen „ihre Beeinträchtigung“ angekämpft habe: „Sie hat sich nicht entmutigen lassen“. Nie sei im Präsidium darüber diskutiert worden, ob eine stimmlich eingeschränkte Vizepräsidentin noch tragbar sei. Das Präsidium sei „die größte Stütze“ gewesen, sagt Pau. Sie selbst hat sich manchmal gefragt, wie lange sie es den anderen zumuten könne, ihre Termine mit zu übernehmen. Auch die Kollegen im NSU-Untersuchungsausschuss hätten ihr geholfen: „Die reagierten auf jede Stimmschwankung mitfühlend“, sagte sie. Es sei auch schon mal kurzfristig die Rede-Reihenfolge verändert worden, damit Pau ihre Stimme noch einen Moment schonen könne. Wirklich gut gehe es ihr noch immer nicht, sagte Pau der „Welt am Sonntag“. Deshalb sei sie in Berlin in logopädischer Behandlung. Dort mache sie zweimal pro Woche Atem- und Stimmübungen. Seit Anfang 2012 leitet Pau wieder regelmäßig Sitzungen des Bundestags.