Der Verkauf der neuen Stahlwerke von Thyssen-Krupp in Brasilien und in den USA dauert länger als geplant. „Die Verhandlungen werden noch Monate in Anspruch nehmen“, erfuhr die „Süddeutsche Zeitung“ aus Aufsichtsratskreisen. Der Vorstand habe dem Aufsichtsrat auf dessen Sitzung am Mittwoch darüber berichtet.
Offenbar liegen die Preisvorstellungen der Interessenten und die von Thyssen-Krupp weit auseinander. Thyssen-Krupp hatte die Hoffnung, noch in diesem Jahr einen Käufer präsentieren zu können. In Finanzkreisen hatte es zuletzt geheißen, der Verkauf sei eine Sache von Wochen. Der Essener Konzern hat sich mit dem Bau der beiden Anlagen in Rio und Alabama finanziell übernommen und ist in die Verlustzone gerutscht. Die Lage ist so schwierig, dass das Management die Anlagen verkaufen muss, um die Schulden von derzeit über sechs Milliarden Euro zu verringern und finanziellen Spielraum für Investitionen in den Bereichen Aufzüge und Anlagen zu gewinnen. Thyssen-Krupp hat in die beiden Stahlwerke, die das Stahlgeschäft in Amerika stärken sollten, insgesamt zwölf Milliarden Euro investiert – ein Vielfaches der ursprünglich geplanten Summe. Das Essener Management hat beim Bau der Werke so viele Fehler gemacht, dass die Anlagen teurer wurden als geplant und die Inbetriebnahme immer wieder verschoben werden musste. Thyssen-Krupp machte 2011 wegen der Stahlwerke einen Milliardenverlust. Auch in diesem Jahr steckt der Konzern in den roten Zahlen und weitere Abschreibungen sind zu erwarten. Daher hat der seit Anfang des vergangenen Jahres amtierende Vorstandsvorsitzende Heinrich Hiesinger im Mai 2011 beschlossen, große Teile des Konzerns zu verkaufen. Im Falle der amerikanischen Stahlwerke wirkt offenbar erschwerend, dass Thyssen-Krupp in keiner guten Verhandlungsposition ist und die Interessenten wissen, dass die Essener zum Verkauf gezwungen sind. Thyssen-Krupp betont, die Werke stünden mit sieben Milliarden Euro in den Büchern. Diesen Preis wolle man auch gerne erzielen.