Ökonomen in Deutschland halten vor dem Hintergrund des Streits über den Zeitplan zur Sanierung der griechischen Staatsfinanzen einen Ausstieg des Internationalen Währungsfonds (IWF) aus dem Hilfsprogramm für möglich. „Der Internationale Währungsfonds darf einem Land nur helfen, wenn er erwarten darf, dass das Land die Hilfen später zurückzahlt“, sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, „Handelsblatt-Online“. Diese Frage der Schuldentragfähigkeit sei für Griechenland jedoch offen.
„Insofern besteht das Risiko, dass sich der Währungsfonds aus der Griechenland-Hilfe verabschiedet.“ Krämer sagte allerdings auch, dass er es „bis auf weiteres“ für wahrscheinlicher halte, dass sich der Währungsfonds weiter in Griechenland engagiert. „Schließlich möchte auch der IWF die Situation in Griechenland stabilisieren.“ Ähnlich äußerte sich der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Hans Peter Grüner. „Ich könnte es gut verstehen, wenn sich der IWF aus weiteren Programmen zurückzöge – Europa ist relativ reich“, sagte Grüner „Handelsblatt-Online“. Und Grüner geht noch weiter: „Auch die EU-Staaten können damit drohen.“ Für wahrscheinlicher hält aber auch er eine „einvernehmliche Lösung“. Grüner, der zudem Research Fellow der EU-Kommission ist, gibt in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass Griechenland 2010 eine weitaus schwierigere Ausgangslage hatte als Spanien oder Italien. Es habe gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) mehr konsolidiert als die anderen. „Aber der Schuldenschnitt war zu klein, weil er zu spät kam und dann nur noch die privaten Investoren betraf“, sagte der Ökonom. Der IWF wehrt sich gegen den Plan der Euro-Staaten, die Frist für einen Abbau des Schuldenbergs der Hellenen auf 120 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung um zwei Jahre auf 2022 zu verlängern.