Bestseller-Autor Follett: Holocaust umfasst mehr als Judenvernichtung

Der britische Schriftsteller Ken Follett sieht die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten nicht als singuläres Verbrechen: „Elf Millionen Menschen sind im Holocaust gestorben, die Hälfte davon Juden. Wir sollten die andere Hälfte nicht vergessen“, sagte Follett dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstagausgabe). Sein jüngster Bestseller „Winter der Welt“, Teil zwei einer Roman-Trilogie über das 20. Jahrhundert, umfasst im Wesentlichen die NS-Zeit und die Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Follett will den Begriff des Holocausts ausdrücklich nicht auf die Judenvernichtung beschränkt wissen. „Was ist der Holocaust anderes als der Massenmord an unschuldigen Menschen?“, so der 63-Jährige, der mit historischen Romanen wie „Die Säulen der Erde“ weltbekannt wurde. Bei seinen Recherchen zu „Winter der Welt“ habe er festgestellt, dass das Stalin-Regime in der Sowjetunion „ähnlich brutal und grausam war wie Hitlers“. Follett weiter: „Das hat mich zu einem noch leidenschaftlicheren Antikommunisten gemacht, als ich es ohnehin schon war.“ In seinem Buch habe er bewusst auf die Schilderung von Deportationen oder Szenen aus den Vernichtungslagern verzichtet. Dies seien „Standard-Geschichten“, die den Lesern „allzu vertraut und bekannt“ seien. So sehr, dass er fürchte, sie hätten etwas von ihrer schockierenden Gewalt verloren. „Wenn ich vom Holocaust schreibe, dann möchte ich, dass meine Leser Tränen in den Augen haben“, sagte Follett.