FDP-Politiker Baum fühlte sich bei Koalitionsbruch im Jahr 1982 ohnmächtig

Für den ehemaligen FDP-Innenminister Gerhart Baum war der Bruch der sozialliberalen Koalition 1982 eine schmerzhafte Erfahrung: Seine Partei, die mit der SPD koaliert hatte, wechselte damals das Lager, und Baum trat zurück. „Die Sache lief total aus dem Ruder, und ich fühlte mich ohnmächtig“, sagte Baum dem „Zeit-Magazin“. „Ich musste vor mir selber begründen, warum ich in der Partei blieb. Ich wurde sogar stellvertretender Vorsitzender, aber die Wirkungsmöglichkeiten hatte ich völlig überschätzt. Man hätte etwas beitragen können, aber man wurde nicht mehr gefragt. Meine Kollegen blieben ja im Kabinett, der Zug fuhr weiter, nur ohne mich.“

Aus dieser Lage retteten Baum neue Aufgaben, etwa das Thema Menschenrechte, auf das er sich stürzte, sein Anwaltsberuf, den er wiederentdeckte – und seine Frau. „Ohne solche Hilfe steht man das nicht durch.“ Baum, der am 28. Oktober 80 Jahre alt wird, gehörte zum linksliberalen Flügel der FDP, bis 1994 war er Bundestagsabgeordneter. „Ich habe auch meine Partei nie mit Kritik verschont“, sagte er. „Die FDP hat sich lange Zeit mit Wahlergebnissen zufriedengegeben und gar nicht gemerkt, dass ihr die intellektuellen Impulse fehlen und dass sie darüber verarmt.“ Mit dem Buch „Meine Wut ist jung“ hat Baum soeben eine Bilanz seines politischen Lebens vorgelegt.