HSG-Professor Hirschi kritisiert Berufungsverfahren an Schweizer Unis

Der frisch gewählte St. Galler Geschichtsprofessor Caspar Hirschi kritisiert die Berufungsverfahren an Schweizer Universitäten. In einem Gespräch mit der Schweizer Ausgabe der „Zeit“ sagte Hirschi, es gebe Professoren, „die haben ein Leben lang am Rockzipfel ihres Doktorvaters gehangen, nichts Umwerfendes veröffentlicht und zum Lohn den Lehrstuhl geerbt“. Für Hirschi fehlt es an den Schweizer Hochschulen an einer Berufungskultur.

Man wähle nicht zwingend die Besten, sondern die Angepassten: „Alte Weggefährten, Schüler von geschätzten Kollegen oder Zuchterfolge aus dem eigenen Stall. Dann erhält die Sache definitiv ein Geschmäckle.“ Der 37-jährige Hirschi, der in Cambridge und an der ETH Zürich forschte, bevor er nach St. Gallen auf den Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte berufen wurde, sieht zudem „ein riesiges Selektionsproblem auf den unteren Stufen der akademischen Karriereleiter“. Professoren könnten ihre Mitarbeiterstellen nach eigenem Gutdünken besetzen. „Wenn ihnen ein Assistent brav dient, können sie ihn jahrelang am Lehrstuhl halten – auch wenn klar ist: Der wird es nie schaffen.“ Die Leidtragenden dieser verfehlten Politik seien die jungen Akademiker: „Die Chance, es auf eine Professur zu schaffen, ist klein, und diejenigen, die im Mittelbau strampeln, verdienen jahrelang zwischen 2.500 und 4.500 Franken“, sagte HSG-Professor Hirschi. Deshalb fordert er – zusammen mit einer Gruppe junger Forscherkollegen – 1.000 neue Assistenzprofessuren an Schweizer Unis bis 2020. Nur somit werde die wissenschaftliche Karriere in der Schweiz wieder attraktiv.