Kriminologe Pfeiffer fordert Alkoholverbot im öffentlichen Raum

Eine Woche nach der tödlichen Prügelattacke auf dem Alexanderplatz fordern Experten Konsequenzen: Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Instituts Niedersachsen, hält ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum für „empfehlenswert“. Sinnvoll sei auch der Einsatz von Überwachungskameras an Brennpunkten, sagte Pfeiffer der „Welt am Sonntag“. „Das ist absolut zu empfehlen, insbesondere auch eine Überwachung in den Bahnhöfen und an Haltestellen“, sagte Pfeiffer.

„Denn wenn Menschen nachts gemeinsam warten müssen, kommen manche auf dumme Gedanken.“ Aus Kos­ten­grün­den hatte die Berliner Po­li­zei 2003 ge­mein­sa­me Strei­fen mit den Ver­kehrs­be­trie­ben auf­ge­löst. „Ich würde da einen Vorschlag von Klaus Wowereit ins Feld führen“, sagte Heinz Buschkowsky (SPD), Bürgermeister von Berlin Neukölln, der „Welt am Sonntag“. „Man könnte für 30 Cent mehr pro Fahrschein die U-Bahn absolut sicher machen und Sicherheitspersonal einstellen. Ich denke, jedes Opfer wäre bereit diese 30 Cent zu zahlen.“ An einem Brennpunkt wie dem Alexanderplatz mit ständigen Alkoholexzessen, über die seit drei, vier Jahren diskutiert werde, müsse man „endlich etwas tun“. Buschkowsky beobachtet bei vielen kriminellen Jugendlichen einen latenten Tötungswillen. „Das ist ein neues Phänomen“, sagte Buschkowsky: „Wenn jemand mit Springerstiefeln auf den Kopf eines anderen springt, nimmt er dessen Ableben in Kauf. Das ist es, was mich so erschüttert.“ Der 20-jährige Jonny K. hatte in der Nacht zu vergangenem Sonntag einen betrunkenen Freund aus einem Club am Alexanderplatz an die frische Luft gebracht und dort auf einen Stuhl gesetzt, als eine Gruppe junger Männer die Beiden attackierte. Sie malträtierten sie mit Schlägen und Tritten gegen den Kopf. Einen Tag später erlag K. seinen Verletzungen. Aufgrund der unglaublichen Brutalität des Überfalls ermitteln die Behörden nun wegen Mord.