Zeitung: EZB-Rat will Spanien weniger großzügig helfen als von Madrid gewünscht

Die spanische Regierung ist nach Informationen der „Welt am Sonntag“ unzufrieden mit den Plänen der Europäischen Zentralbank für den Aufkauf von Staatsanleihen des Landes. Die spanische Regierung sähe es gern, wenn die EZB ein konkretes Zinsziel für die Anleihen formulieren würde, heißt es in Notenbankkreisen. Dies lehne der Zentralbankrat jedoch ab.

Diese Meinungsverschiedenheiten sind möglicherweise ein Grund dafür, warum Spanien weiter mit einem Hilfsantrag beim Rettungsfonds ESM zögert, der auch den Startschuss für das Anleihenprogramm der Notenbank markieren würde. Ein Zinsziel sollte nach Vorstellungen Madrids unterhalb des aktuellen Marktniveaus liegen – zuletzt zahlte Spanien immer noch mehr als fünf Prozent für Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit. Die Zentralbank würde dann, so die Idee , so lange Bonds kaufen, bis die Zinsen auf dieses Niveau gefallen sind und sie dort auch halten. „Aber auf ein solches Zinsziel werden wir uns sicherlich nicht einlassen“, sagten mehrere Euro-Zentralbanker der „Welt am Sonntag“. Stattdessen will sich der EZB-Rat offenbar auf eine bescheidenere Rolle beschränken. Man sehe die Aufgabe der Zentralbank nur darin, Übertreibungen zu verhindern, wie sie etwa im Juli bestanden hätten, heißt es. Damals verlangten Investoren für zehnjährige Spanien-Anleihen zeitweise deutlich über sieben Prozent Zinsen. Ein Teil dieses Aufschlags ging nach Auffassung des Rats um EZB-Präsident Mario Draghi darauf zurück, dass die Finanzmärkte einen Zusammenbruch der Währungsunion oder zumindest einen Austritt Spaniens einpreisten. Diesen Spekulationen will die EZB mit ihrem Anleiheprogramm den Boden entziehen. Gleichzeitig versucht sie aber den Reformdruck auf die Südländer aufrechterhalten – und gewisse Zinsaufschläge gegenüber Nordeuropa seien dazu ein entscheidender Beitrag, heißt es. Zu den ordnungspolitischen kommen auch ganz praktische Erwägungen. Wenn die EZB die Zinsen deutlich unter das Marktniveau prügeln wollte, müsste sie Anleihen in großem Umfang aufkaufen. Diese Erfahrung hatte zuletzt die Schweizer Notenbank bei der Verteidigung ihres Wechselkursziels für den Franken gemacht. Betätige sich die EZB dagegen nur als „Kugelfang“, müsse sie nur wenig Geld auf den Tisch legen, so die Hoffnung in Notenbankkreisen. Im besten Fall müsse man gar nicht kaufen – wenn die reine Existenz des Programms ausreiche.