Schweizer Industriegruppe Montana will Batterie-Hersteller Varta wiederaufleben lassen

125 Jahre nach seiner Gründung und zehn Jahre nach seiner Zerschlagung feiert der Batteriehersteller Varta jetzt seine Wiederauferstehung. Der Eigentümer der verbliebenen Varta-Gesellschaften in Deutschland, die Schweizer Industriegruppe Montana Tech Components, will nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ die drei verbliebenen Geschäftsbereiche in Deutschland kommende Woche unter dem Dach einer neu gegründeten „Varta Holding AG“ zusammenführen. Nach Angaben aus dem Unternehmen soll die neue Holding am kommenden Donnerstag aus der Taufe gehoben werden, wenn die Mitarbeiter am Unternehmenssitz in Ellwangen das 125. Firmenjubiläum begehen.

Unter dem Dach der Holding vereint werden die Varta Microbattery GmbH, die Varta Storage GmbH und das Gemeinschaftsunternehmen zur Entwicklung von Lithium-Ionen-Batterien, das Varta Microbattery 2009 mit Volkswagen gegründet hatte. Vorstandsvorsitzender der neuen Holding wird Herbert Schein, derzeit Chef von Varta Microbattery. Den Aufsichtsratsvorsitz übernimmt Michael Tojner, Gründer und Verwaltungsratschef der Montana Tech Components. Die Zeichen sind damit auf Expansion gestellt: „Die Varta Holding AG wird dem Unternehmen ein breites Fundament für weiteres Wachstum bieten“, sagte der designierte Konzernchef Herbert Schein der „Welt“. Große Wachstumschancen eröffne unter anderem das Geschäft mit Batterien für Hörgeräte, das im Zuge der Alterung der Gesellschaft stark zulegt. Auch die Erwartungen an den Umsatz mit Batterien für Headsets und die immer beliebter werdenden Elektrofahrräder sind optimistisch, ebenso wie für sogenannte Smart-Home-Anwendungen und Heizkostenverteiler. Die Energiewende in Deutschland eröffnet auch dem Bereich Varta Storage neue Absatz-Chancen. Den Angaben zufolge plant Varta im kommenden Jahr besonders verlässliche Energiespeicher mit langer Lebensdauer für Haushalte anzubieten, die etwa den Strom aus Fotovoltaik-Anlagen für den Eigenverbrauch zwischenspeichern können. Varta Storage will sich dabei als unabhängiger Anbieter positionieren und nicht mit einem Partner aus der Solarindustrie. Das früher zum Firmenimperium der Familie Quandt gehörende Unternehmen war 2002 zerlegt worden. Nach dem Verkauf des Bereichs Gerätebatterien an den US-Wettbewerber Rayovac trennten sich die Eigentümer wenig später auch vom größten Geschäftsfeld Autobatterien, der an Johnson Controls aus der US-Stadt Milwaukee abgegeben wurde. Seither bildet die Herstellung von Kleinstbatterien für mobile Elektrogeräte den Kern des verbliebenen Varta-Geschäfts, das 2007 von der Montana Tech Components AG übernommen wurde. Nach Gründung der neuen Holding soll dieser Bereich, in dem Varta Microbatteries bereits in mehreren Segmenten Weltmarktführer ist, nun weiter ausgebaut werden. Am Jubiläumstag kommende Woche soll am Standort Ellwangen in Baden-Württemberg ein neues Werk zur Herstellung für Hörgerätebatterien eingeweiht werden. Geplant ist, dass dort pro Tag bei Vollauslastung drei Millionen Kleinstbatterien vom Band laufen. Eine Menge die, aufeinandergetürmt, die Höhe des Mount Everest erreichen würde. Zur Werkseröffnung wird auch Nils Schmid, Finanz- und Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, erwartet. Eine Rückkehr zum Geschäft mit Geräte- oder Autobatterien sei nicht geplant, heißt es aus unternehmensnahen Kreisen. Varta war 1887 gegründet und 1890 unter Beteiligung von AEG und Siemens als „Accumulatorenfabrik AG“, kurz AFA weitergeführt worden. Der Name Varta stammt als Abkürzung von einer 1904 in Berlin gegründeten Tochterfirma für „Vertrieb, Aufladung, Reparatur Transportabler Akkumulatoren“.